Die USA sind bei Importen von einigen wichtigen Produkten stark von der EU abhängig. Besonders bei chemischen Erzeugnissen und Maschinen kann Amerika Lieferungen aus Europa kaum kurzfristig ersetzen, wie eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. In Zollverhandlungen könnte die EU somit deutlich selbstbewusster auftreten.
Donald Trump setzt im Handelsstreit mit der EU weiter auf Eskalation. Dabei sind die USA stärker als gedacht von europäischen Importen abhängig. Das belegt eine neue vom Auswärtigen Amt geförderte IW-Studie.
In mehr als 3.100 Warengruppen haben die USA im Jahr 2024 mindestens die Hälfte ihrer Importe aus der EU bezogen – im Gesamtwert von rund 290 Milliarden US-Dollar. Fast 46 Prozent aller US-Importe aus der EU entfallen auf Produkte, bei denen Europa schwer zu ersetzen sein dürfte.
Chemische Produkte, Maschinen, Metalle – kaum ersetzbar für die USA
Die US-Importabhängigkeit von der EU ist besonders relevant, wenn ein hoher Anteil von mindestens 50 Prozent über die letzten fünf Jahre anhaltend besteht, es sich um industrielle Waren handelt und die USA dabei mehr importieren als exportieren. Solche besonders schwer ersetzbaren Erzeugnisse gibt es vor allem in folgenden Bereichen:
Chemische und verwandte Erzeugnisse: Darauf entfällt ein Importwert von mehr als 47 Milliarden US-Dollar. Darunter sind einige organische chemische Erzeugnisse wie spezielle Hormone mit einem US-Importanteil aus der EU von nahezu 95 Prozent. Insulinpräparate beziehen die USA zu fast 90 Prozent aus der EU.
Maschinen und elektrotechnische Waren: Darunter fallen Produkte in einem Gesamtimportwert der USA aus der EU von fast 16 Milliarden US-Dollar. Beispiele sind Frontschaufellader, Blasformmaschinen oder auch spezielle Leistungsschalter.
Unedle Metalle und Metallwaren: Hiervon importieren die USA Waren im Wert von gut fünf Milliarden US-Dollar aus der EU. Beispielsweise machen bestimmte Metallhalbzeuge aus der EU einen US-Importanteil von nahezu 72 Prozent aus.
EU kann selbstbewusster mit Trump verhandeln
„Die USA haben bei zahlreichen Schlüsselprodukten kaum Alternativen zur EU“, sagt IW-Expertin Samina Sultan. „Viele Waren lassen sich nicht kurzfristig ersetzen.“ Sogar gegenüber China hat die EU inzwischen klar die Nase vorn. „Weil die USA De-Risking von China betreiben, wird die EU für sie immer unverzichtbarer“, stellt IW-Experte Jürgen Matthes fest. „Europa hat deshalb allen Grund, den Drohungen aus Washington mit mehr Selbstbewusstsein zu begegnen“, folgert Sultan.
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Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft