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Aus Kunststoff klimaneutralen Wasserstoff herstellen

„Wir zünden die zweite Phase“, kündigt Christoph Zimmermann an. Der Geschäftsführer von DU: willkommen in der Umwelt (Dachmarke von ETG Entsorgung + Transport GmbH) liefert einen Einblick in den aktuellen (Entwicklungs-)Stand der Wasserstoffanlage, die im Frühjahr in Ebersbach bei Göppingen installiert wurde.

Die zweite Phase bedeutet, dass die Anlage, die bisher Holzstaub in seine Bestandteile Wasserstoff, Kohlendioxid, Abwasser und Asche aufspaltet, nun mit Kunststoffen „gefüttert“ wird.

Bisher wird getrockneter und gesiebter Holzstaub in den Reaktor geblasen. Dieser kann täglich inzwischen einen 16-stündigen Dauerbetrieb leisten. Dafür wird er mit jährlich 800 Tonnen Holzstaub „gefüttert”. Durch einen Vergasungsprozess entstehen mehr als 70 Tonnen klimaneutraler Wasserstoff und 700 Tonnen Kohlendioxid. Hinzu kommen 7,5 Kilogramm Asche pro Produktionsstunde, die als Biodünger verwendbar sind. Zudem fallen stündlich bis zu 130 Kilogramm sauberes Abwasser an, das in die Kanalisation geleitet wird.

Damit er reibungslos funktioniert, haben Ingenieure der Betreiberfirma GHT den gesamten Prozess visualisiert. „Wir sehen nun genau, welche Temperatur und welcher Druck an jeder Stelle der Anlage herrscht und vor allem, wie viel Ausgangsmaterial wir wann hineingeben müssen, um optimale Ergebnisse zu erzielen“, verdeutlicht Zimmermann.

„Wir wollen weg vom Verbrennen“

In der zweiten Phase wurden nun Polypropylen und Polyethylen als Ausgangsstoff eingesetzt. Die Anlage lief fünf Tage hintereinander störungsfrei und erzielte eine hohe Wasserstoffausbeute. Diese Kunststoffe finden sich in Verpackungen, Isoliermaterial und Textilien. Bisher werden sie verbrannt oder in der Zementindustrie verarbeitet. „Wir wollen weg vom Verbrennen“, sagt Forstassessor Zimmermann. Anstatt die Kunststoffe thermisch zu verwerten und das CO2 zu emittieren, soll die Wasserstoffanlage sie aufspalten.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Bisher kauft DU: Holz- und Kunststoffstaub in Reinform zu. „Wir tüfteln an einem Verfahren, das es möglich macht, Kunststoffstaub selbst herzustellen.“ Expertise im Zerkleinern von Kunststoff hat das Unternehmen seit Jahrzehnten. In Eislingen betreibt DU eine Recyclinganlage, die aus Plastikflaschen PET-Flakes herstellt, aus denen wiederum Flaschenrohlinge gespritzt werden können.

Wie genau das funktionieren soll, bleibt Betriebsgeheimnis. Nur so viel: „Wir wollen uns das Verfahren patentieren lassen”, stellt Zimmermann in Aussicht. Parallel dazu sucht Anlagenbetreiber GHT (Green Hydrogen Technology) weitere Partner aus dem mittelständischen Entsorger-Milieu, die ähnlich wie DU: willkommen in der Umwelt Anlagen installieren und das Ausgangsmaterial beschaffen. Es gibt bereits Interessenten: „Drei konkrete Projekte sollen 2026 realisiert werden“, weiß Zimmermann.

Und woher soll der Kunststoffabfall kommen, der zu Wasserstoff und CO₂ werden soll? Auch hierfür hat Zimmermann nach Quellen gefahndet. „Wir rennen bei Kunststoff-Spritzgießern offene Türen ein“, verbildlicht der Geschäftsführer, auf dessen Gelände in Ebersbach die Anlage steht. Die Kunststoffindustrie sei sehr daran interessiert, Warenkreisläufe zu schließen. „Wir haben die passende Technik dafür“, unterstreicht Zimmermann.

Bis Anfang 2026 soll Phase zwei abgeschlossen sein. Der erzeugte Wasserstoff wird dann wasserstoffbetriebene Lastwagen antreiben. Das CO₂ wird an Härtereien in der Region geliefert. Entsprechenden Abnahmevereinbarungen würden verhandelt.

Quelle: DU: willkommen in der Umwelt

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