Während internationale Verhandlungen weiter ohne Ergebnis bleiben, entwickeln junge Unternehmen weltweit innovative Technologien gegen Plastikmüll. Einige davon sind Teil des Circular Valley Netzwerks.
Die jüngsten Verhandlungen in Genf über ein globales Plastikabkommen sind wieder ohne Ergebnis geblieben. Die mehr als 180 verhandelnden Nationen konnten sich nicht einigen. Seit mehr als 50 Jahren sind die Gefahren durch Plastikmüll bekannt – und doch wird immer mehr davon produziert. Jedes Jahr entstehen rund 460 Millionen Tonnen Plastik, weniger als zehn Prozent davon werden recycelt und über 30 Millionen Tonnen gelangen in die Ozeane.
Auf politischer Ebene zeichnet sich bislang keine Lösung ab, auf die man sich global einigen könnte. Neue Vorgaben wie die Pflicht zu fixierten Flaschendeckeln in der EU sorgen eher für Frust. „Seit Jahrzehnten reden wir über das Plastikproblem. Um es zu lösen, braucht es technologische Ansätze“, sagt Dr. Carsten Gerhardt, Vorsitzender der gemeinnützigen Circular Valley Stiftung. Solche Ansätze liegen längst auf dem Tisch: „Startups aus aller Welt zeigen, dass Innovation schneller sein kann als Verhandlungen.“
Startups aus dem Circular Valley Netzwerk arbeiten an Lösungen
Einige dieser Unternehmen hat der Circular Economy Accelerator der Circular Valley Stiftung bereits unterstützt. Das Startup Proservation etwa stellt Polsterverpackungen aus Nebenprodukten der Getreideindustrie her, Bioweg ersetzt Mikroplastik durch Biomaterialien aus Lebensmittelabfällen und das Unternehmen Biomyc verwendet Myzel-Verbundwerkstoffe aus Pilzwurzeln und Pflanzen. Nyungu Afrika stellt Damenhygieneprodukte aus Ananasblatt- und Maisschalenfasern her, Midwest Composites nutzt Ernteabfälle für die Herstellung von Textilien und Vlastic bietet eine Alternative zu geschäumten Kunststoffen auf Flachsbasis.
Wenn Produkte das Ende ihrer Nutzbarkeit erreichen, können sie durch Recycling ein zweites erhalten. Ecoplastile verwandelt Abfälle in beständige Dachziegel, Gescol macht Bauplatten aus Schuhsohlen und Novoloop nutzt schwer zu recycelndes Polyethylen zur Produktion von thermoplastischen Hochleistungs-Polyurethanen.
Chemisches Recycling zerlegt Kunststoffe in molekulare Bausteine. Das Unternehmen Carboliq verwendet ein katalytisches Niedertemperaturverfahren, um gemischte Kunststoffe in Öl umzuwandeln, das fossile Rohstoffe ersetzen kann und Radical Dot extrahiert Monomere um sie erneut verwenden zu können. Zu chemischem Recycling hat Circular Valley in diesem Jahr einen Informationsfilm veröffentlicht, der die Möglichkeiten dieser Methode erklärt und verdeutlicht. Der Film ist hier auf Youtube abrufbar.
An einem guten Sammel- und Sortiersystem führt beim Recycling kein Weg vorbei. Lixo nutzt eine KI-gestützte Überwachung, um die Sortiergenauigkeit zu verbessern und sicherzustellen, dass mehr Materialien in den richtigen Prozess gelangen. Plastic Fischer fängt Abfälle in Flüssen ab, bevor sie ins Meer gelangen und CyFract filtert Mikroplastik aus Wassersystemen. Das Startup Cyrkl verbindet Angebot und Nachfrage nach recycelten Kunststoffen und betreibt einen Marktplatz für Sekundärrohstoffe.
Viele der Technologien stehen an der Schwelle zur Kommerzialisierung. Mit der richtigen Unterstützung können sie dazu beitragen, das Plastikproblem in Zukunft zu bewältigen. „Wie sich diese jungen Unternehmen auf den Weg gemacht haben, gibt Hoffnung, dass eine Lösung in Sicht ist“, sagt Dr. Carsten Gerhardt.
Über Circular Valley
Circular Valley ist der internationale Hotspot für die Circular Economy mit Sitz in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region. Die gemeinnützige Circular Valley Stiftung bringt die relevanten Stakeholder an einen Tisch. Branchen- und technologieübergreifend entwickeln Unternehmen, Startups, Wissenschaft und Politik gemeinsam Lösungen für die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Öffentlichkeitsarbeit, der weltweit erste Circular Economy Accelerator und Politikempfehlungen sind die Schwerpunkte der Stiftung.
Quelle: Circular Valley Stiftung