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Auf Exkursion in die Welt des Kunststoffrecyclings

Am 21. Januar 2025 hatten Studierende der RWTH Aachen und Mitarbeitende des bvse die Gelegenheit, drei innovative Unternehmen der Kunststoffrecyclingbranche zu besuchen.

Studierende der RWTH und bvse-Mitarbeitende auf Kunststoffexkursion (Foto: bvse)

Die Exkursion, organisiert von Annalisa Nolte, Wissenschaftliche Mitarbeiterin ANTS (Anthropogene Stoffkreisläufe), RWTH, und Dr. Thomas Probst, bvse-Kunststoffreferent und Lehrbeauftragter am ANTS, begann bei der MEG Übach-Palenberg GmbH, gefolgt von der MKV GmbH Kunststoffgranulate in Beselich und endete mit interessanten Einblicken in die Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG in Swisttal.

Nachhaltiges PET-Recycling bei MEG in Übach-Palenberg

Der Besuch bei der MEG in Übach-Palenberg GmbH ermöglichte einen umfassenden Einblick in den Recyclingprozess von PET-Einweggetränkeflaschen innerhalb der Schwarz Produktion.

Werksbesichtigung bei MEG in Übach-Palenberg (Foto: bvse)

Die MEG ist Teil der Schwarz Produktion, die als Dachmarke der Produktionsbetriebe wiederum zur Schwarz Gruppe gehört. Die Unternehmen der Schwarz Produktion beschäftigen rund 6.000 Mitarbeiter, welche unter anderem Lebensmittel, Getränke und Papier herstellen. Drei Kunststoff- und Recyclingwerke sind zudem zentraler Bestandteil eines besonderen PET-Wertstoffkreislaufes. Die Kunststoffwerke beliefern mit ihren Erzeugnissen die Getränke-Werke innerhalb der Schwarz Produktion. Hier werden jährlich circa 3,7 Milliarden Flaschen und Dosen abgefüllt. Der Standort Übach-Palenberg ist auf das PET-Recycling und die Herstellung von Granulat sowie Preforms spezialisiert. Seit seiner Errichtung im Jahr 2017 wurde das Werk kontinuierlich erweitert und erreicht heute eine Produktionskapazität von 36.000 Tonnen Granulat und einer Milliarde Preforms pro Jahr.

Mit rund 155 Mitarbeitenden im Vierschichtbetrieb wird ganzjährig produziert. Die aus recycelten PET-Flaschen gewonnenen Materialien werden für neue PET-Einweggetränkeflaschen von Lidl und Kaufland genutzt, die seit Juni 2021 in Deutschland zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen (ausgenommen Deckel und Etiketten).

Werkstoffliche Verwertung technischer Kunststoffe: MKV GmbH Kunststoffgranulate, Beselich

Als nächste Station besuchte die Gruppe die MKV GmbH Kunststoffgranulate, ein familiengeführtes Unternehmen mit mehr als 60 Jahren Erfahrung im mechanischen Kunststoffrecycling.

Geschäftsführer Rainer Zies begleitete die Exkursion über das Firmengelände der MKV GmbH (Foto: bvse)

Die MKV GmbH ist auf die werkstoffliche Verwertung von post-industrial recycled (PIR) Kunststoffen sowie die Compoundierung von Rohpolymeren spezialisiert. Nach der Standortverlagerung nach Beselich im Jahr 2019 wurden die Kapazitäten kontinuierlich erweitert, zuletzt durch die Inbetriebnahme einer siebten Extrusionslinie im Sommer 2022.

Mit 52 Mitarbeitenden und 17 modernen Maschinen verarbeitet das Unternehmen jährlich über 10.000 Tonnen technischer Kunststoffe. Die Eigenmarke Zia-Compounds bietet eine nachhaltige Alternative zu Neuware und erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen (REACH, RoHS). Die Produkte können durch verschiedene Additive individuell modifiziert werden, etwa durch Glasfaserverstärkung oder Hitzestabilisierung. Besonders beeindruckte das firmeneigene Labor zur Produktanalyse, das eine höchste Qualitätssicherung ermöglicht.

Nachhaltigkeit wird bei MKV insgesamt groß geschrieben. Das Unternehmen setzt auf erneuerbare Energien: Seit 2021 erzeugt eine Photovoltaikanlage den eigenen Grünstrom. Zudem werden Energieeffizienzmaßnahmen wie LED-Beleuchtung und modernisierte Produktionsanlagen kontinuierlich optimiert.

LVP-Sortierung und PP-Recycling bei Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG

Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch bei Hündgen Entsorgungs GmbH & Co. KG in Swisttal, einem Vorreiter in der Sortierung von Leichtverpackungsabfällen (LVP) und dem werkstofflichen Recycling von Kunststoffen.

Einblicke in die LVP-Sortieranlage von Hündgen (Foto: bvse)

Die im Jahr 2018 in Betrieb genommene Sortieranlage verarbeitet täglich zwischen 260 bis 350 Tonnen Leichtverpackungsabfälle von rund drei Millionen Haushalten, vorwiegend aus Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Regionen in Rheinland-Pfalz. Im Jahr werden so circa 120.000 Tonnen sortiert. Auf Basis der genehmigten Gesamtsortierkapazität könnte das Unternehmen etwa zehn Prozent der gesamtdeutschen Abfallmenge vom Gelben Sack/Tonne verarbeiten, was gut 50 Prozent dieser Abfälle aus NRW ausmacht.

„Diese Anlage war damals die erste, die in Deutschland an das Verpackungsgesetz angepasst wurde“, erklärte Geschäftsführer Christian Hündgen. Modernste Technologien wie Windsichtung, Siebung, ballistische Separation und Nah-Infrarot-Trennung gewährleisten eine effiziente Trennung von Kunststoffen, Metallen, Papier und Verbundstoffen für die Weiterverarbeitung. In Vorbereitung auf die PPWR hat das Unternehmen bereits Techniken zur Unterscheidung zwischen food und non-food Verpackungen integriert. Das zehn Hektar große Betriebsgelände besitzt eine Gesamtbehandlungskapazität von über 500.000 Tonnen Haushaltsabfällen.

Betriebsleiter Frank Arleth erklärt die Betriebsabläufe (Foto: bvse)

Neben der LVP-Sortierung ist Hündgen Entsorgung als überregional anerkannter Spezialist für Logistik, Sortierdienstleistungen und der Herstellung von Ersatzbrennstoffen aus nicht recyclingfähigen Materialien tätig. Zusätzlich wird Bauschutt (RCL-Material) gemäß den Vorgaben der Ersatzbaustoffverordnung mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen pro Jahr aufbereitet. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb betreibt Hündgen zudem einen Containerdienst sowie zwei Wertstoffhöfe zum fachgerechten Entsorgen und Recycling regionaler Abfälle.

„Ein besonderer Vorteil des Standorts ist die Kombination aus Sortierung und Recycling unter einem Dach, was die Effizienz steigert und Infrastrukturkosten reduziert“, hob Christian Hündgen hervor. Das Unternehmen investiert kontinuierlich in neue Technologien und Forschungsprojekte. So wurde im Jahr 2022 eine PP-Recyclinganlage in Betrieb genommen, die mithilfe eines nassmechanischen Verfahrens hochwertiges PP-Regranulat herstellt. Hündgen kooperiert eng mit Hochschulen und Instituten und ist an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt, darunter an dem Projekt ReVise in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen (ANTS), Stadler Anlagenbau und dem BMBF. Ziel des Projekts ist es, die Effizienz des werkstofflichen Recyclings von Post-Consumer Kunststoff-Verpackungsabfällen zu verbessern.

Geschäftsführer Christian Hündgen zur Entwicklung des Zukunftskonzepts „Grüne Mine Recyclingpark Swisttal“ (Foto: bvse)

Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen das zukunftsweisende Konzept „Grüne Mine Recyclingpark Swisttal“. Ziel dieses Projekts ist es, Recyclingmaterialien effizient und ressourcenschonend aufzubereiten, um sie direkt in marktfähige, hochwertige Produkte zu verwandeln. Durch innovative Technologien und nachhaltige Prozesse soll ein geschlossener Materialkreislauf geschaffen werden, der nicht nur die Abfallmenge reduziert, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und einer umweltfreundlichen Produktion leistet.

Die Exkursion verdeutlichte eindrucksvoll die Innovationskraft und Bedeutung der Kunststoffrecyclingbranche. Die besuchten Unternehmen – MEG Übach-Palenberg, MKV Kunststoffgranulate und Hündgen Entsorgung – leisten mit modernster Technologie, nachhaltigen Prozessen und hoher Qualitätskontrolle einen entscheidenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

Ein herzlicher Dank des bvse geht an die Verantwortlichen der Unternehmen, insbesondere an den Betriebsleiter der MEG Übach-Palenberg GmbH, Dipl.-Ing. Oliver Borgelt, die Geschäftsführer der MKV, Rainer und Kai Zies, an Verkaufsleiterin Charlotte Müller sowie an den Geschäftsführer Christian Hündgen und Betriebsleiter Frank Arleth von Hündgen Entsorgung für die aufschlussreichen Einblicke und die investierte Zeit.

Quelle: bvse

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