Vom Rinderstall zum High-Performance Recycler.
Von gepressten Big-Bags über Styropor bis zum Joghurtbecher – KVZ Hintermayr recycelt das, was andere oft nicht können. Um eine enorm hohe Flexibilität und Qualität sicherzustellen, muss die Zerkleinerungstechnik die verschiedenen Kunststoffe effizient und zuverlässig bearbeiten. Das schafft der Familienbetrieb mit High-Performance-Technik von Vecoplan: Der neu installierte Schredder VIZ 1700 lässt sich an die unterschiedlichsten Materialien anpassen, reagiert zuverlässig auf Störstoffe, ist wartungsarm und mit seinem innovativen Antriebskonzept äußerst energieeffizient.

„Wir recyceln das, woran viele andere scheitern“, sagt Franz-Xaver Hintermayr, Geschäftsführer von KVZ Hintermayr. Formteile, Angüsse, Schäume, Folien, Vliese, Anfahrklumpen – die Liste ist lang. „Unser Spektrum reicht von sehr kompakten, steinharten Kunststoffen bis hin zu leichten, großvolumigen Bauteilen.“ Häufig sind die thermoplastischen Materialien zusätzlich mit Füllstoffen versehen oder fest mit Metall oder Papier verbunden. „Zu unseren Kunden gehören zum Beispiel Folienhersteller und Spritzgießer. Sie schicken uns ihr Abfallmaterial, wir bereiten es auf, damit sie es in ihre Produktion zurückführen können – Stichwort Close-the-Loop. Dazu kommen Compoundierer, die das Material mit Zusatzstoffen versehen und veredeln.“
Franz-Xaver Hintermayr ist Ingenieur, und er führt gemeinsam mit seinen Brüdern Karl-Friedrich und Veit-Kilian das Recyclingunternehmen in zweiter Generation. Der Familienbetrieb versorgt den Sekundärrohstoffmarkt mit jährlich knapp 6.000 Tonnen hochwertigen Mahlgütern und Regranulaten, die vorwiegend nach Deutschland und in die Nachbarländer wie Italien, Österreich, die Niederlande und Spanien geliefert werden.
Eine frühe Form des Recyclings
Alles begann Mitte der 1980er-Jahre, als ihr Vater Karl Hintermayr in Gersthofen bei Augsburg einen Stall für fast 800 Rinder baute. Eigentlich wollte der Landwirtschaftsmeister in den 1970er-Jahren nach Kanada auswandern, blieb aber nur ein halbes Jahr. Die Erfahrungen, die er in dieser Zeit auf einer Farm sammeln konnte, setzte er um und baute damit seine eigene Rinderzucht auf.
„Wir wollten hochwertiges Rindfleisch verkaufen“, erinnert er sich. Um die Tiere zu füttern, nutzte er Nebenprodukte von benachbarten Betrieben – Kartoffelschalen oder auch Rübenschnitzel, ein Abfallprodukt aus der Zuckerherstellung. „Wir haben sehr viele Reste wiederverwertet – quasi eine frühe Form des Recyclings“, resümiert er. „Damit waren wir schon damals unserer Zeit voraus.“
Zunächst liefen die Geschäfte sehr gut, doch mit der Öffnung des Ostblocks brachen die Preise ein. Als dann auch noch die Tierseuche BSE nach Deutschland schwappte und zahlreiche Rinder verendeten, rechnete sich der Betrieb bald nicht mehr. Karl Hintermayr musste umdenken. „Der Recycling-Gedanke gefiel mir“, sagt der Firmengründer. „Also räumten wir im Jahr 2000 den Stall leer und bauten ihn zu einer Halle mit zwei Etagen um. Wir stellten einen Zerkleinerer und eine Schneidmühle hinein und legten damit den Grundstein für das neue Unternehmen.“
Mit Know-how zu mehr Wachstum
„Wir haben im Lauf der Jahre schnell gemerkt: Wenn wir bestimmte Kunststoffe nicht bearbeiten können, sind wir rasch draußen“, erläutert Franz-Xaver Hintermayr. Er entschied sich deshalb, Kunststoff- und Kautschuktechnik zu studieren, um Fachwissen in den Betrieb zu holen. Damit konnte er das Unternehmen voranbringen.

Seit 2008 befindet sich neben dem umgebauten Rinderhof im knapp 20 Kilometer entfernten Wertingen ein zweiter Standort. Dort hat KVZ Hintermayr seine beiden Extruderlinien installiert. Bevor das Material auf die Extruder aufgegeben werden kann, muss es zerkleinert werden. „Für Folien und das leichte expandierte Polypropylen (EPP) hatten wir einen Einwellenzerkleinerer kombiniert mit einer Schneidmühle im Einsatz“, beschreibt Franz-Xaver Hintermayr. „Für Hartkunststoffe und Styropor einen weiteren Zerkleinerer.“
Um den Durchsatz zu erhöhen, benötigte das Unternehmen einen neuen Extruder. Dazu setzt der Recycler seit Jahren auf einen etablierten Hersteller von Extrudertechnik aus Österreich. Auf der IFAT 2024 in München wurden die Hintermayr-Brüder schnell fündig. Dazu brauchten sie allerdings auch einen passenden Zerkleinerer, der mit dem neuen Extruder Schritt halten konnte und sich reibungslos anbinden lässt. Auf der Messe wurden sie auf den VIZ 1700 von Vecoplan aufmerksam. Das neue Design machte sie neugierig.
Bastian Wienen, Gebietsvertriebsleiter bei Vecoplan, lud die Verantwortlichen von KVZ Hintermayr ins Technikum nach Bad Marienberg ein. „Unser neuer Zerkleinerer sollte die unterschiedlichen Materialien schreddern und auch verarbeiten können“, erläutert Veit-Kilian Hintermayr. „Der neue VIZ reagiert auf diesen enormen Materialmix sehr flexibel.“ Wichtig ist zudem: Die Maschine muss zuverlässig funktionieren, sonst steht die komplette Produktionslinie still. Vecoplan lieferte die Anlage im Dezember 2024. Seit der Inbetriebnahme der neuen Extrusionslinie läuft der Zerkleinerer im Drei-Schichtbetrieb.
Flexibel mit niedrigen Betriebskosten
In der Halle in Wertingen kippt ein Mitarbeiter das zu schreddernde Material mithilfe eines Teleskopladers in den Zerkleinerer. Durch den großen Schneidraum und die innovative Rotorgeometrie entsteht ein homogenes Gemisch, das über eine Schnecke zu einem Sauggebläse, dann ins Vorhaltesilo und schließlich zum Extruder gelangt.

„Mit seinen Eigenschaften und der daraus resultierenden flexiblen Einsatzbreite verbindet der VIZ die Eigenschaften eines klassischen Einwellenzerkleinerers und einer Mühle“, erklärt Franz-Xaver Hintermayr. „In Abhängigkeit von den vorherrschenden Einsatzbedingungen liegt die maximale Durchsatzleistung des VIZ in diesem Anwendungsbereich bei 2.000 Kilogramm“, sagt Wienen. „Er ist hoch verfügbar, überzeugt durch niedrige Betriebskosten und einen maximalen Durchsatz, und er bearbeitet eine große Bandbreite unterschiedlicher Kunststoffe.“ Bei der Entwicklung lag der Fokus auf der flexiblen Schneidgeometrie. Über die Rotor- und Messerbestückung sowie die entsprechende Siebwahl kann Vecoplan die Maschine detailliert an die Input- und Output-Anforderungen anpassen. Die Leistungsfähigkeit lässt sich schnittstellengenau abstimmen.
Ein beeindruckender Antrieb
Überzeugt war KVZ Hintermayr vor allem auch vom anlauf- und drehmomentstarken HiTorc-Antrieb: Durch den Wegfall mechanischer Antriebselemente, wie Riemen- oder Zahnradantrieben, Schwungrädern und Kupplungen, kann die Effizienz um bis zu 25 Prozent gesteigert werden. Im Vergleich zu anderen elektromechanischen Antrieben sparen so ausgerüstete Zerkleinerer bis zu 40 Prozent Energie ein – im Vergleich mit hydraulischen Antrieben sogar bis zu 60 Prozent. Das reduziert nicht nur die Stromkosten, sondern auch den CO2-Ausstoß deutlich.

„Durch die hohe Drehzahlvarianz lässt sich der Antrieb stufenlos auf die optimale Betriebsdrehzahl der verschiedensten Inputmaterialien anpassen – zum Beispiel Styroporballen langsam und Filamente schnell“, beschreibt Franz-Xaver Hintermayr. Dazu kommt: Selbst, wenn sich nur wenige Störstoffe im Material befinden, erkennt eine Schocksensorik diese sofort. Der Antrieb reagiert unmittelbar. Damit sind Folgeschäden nahezu ausgeschlossen. Dank der hydraulisch aufschwenkbaren Bodenklappe können alle Arbeiten ergonomisch durchgeführt werden. Der Schnittspalt lässt sich von außen präzise und sicher an der Maschine einstellen.
„Dank des starken Motors und der V-Rotor-Anordnung läuft die Maschine immer an. Das reduziert Stillstände und unnötiges Leerräumen. Wir können zudem viele Parameter selbst ändern und als Rezept hinterlegen“, ergänzt Veit-Kilian Hintermayr. Ausgerüstet ist der Zerkleinerer im Standard mit dem Vecoplan Smart Center (VSC). In dieses leistungsstarke Digitalisierungskonzept ist das intuitive Bedienpanel VSC.control integriert, das als Kommunikationsmedium für die moderne Steuerung und die direkte Verbindung mit Vecoplan dient.

Mithilfe des VSC.connect werden die Maschinen vernetzt. Damit bietet es die Möglichkeit, online auf zusätzliche Serviceleistungen zuzugreifen, darunter Remote Service, Schlüsselkennzahlen und eine Media-Datenbank, etwa mit Self-Service-Tutorials. Über eine im Schredder installierte Kamera lassen sich die sensiblen Bereiche jederzeit kontrollieren – das ist bequem vom Sofa zuhause oder über Tablets am Teleskoplader. „Bei Bedarf können wir sofort eingreifen“, erklärt Franz-Xaver Hintermayr zufrieden.
Ein hydraulischer Linearschieber drückt das Material vollautomatisch und lastabhängig in den Arbeitsbereich des Rotors. Dieser lässt sich auf Wunsch oder Anforderung zudem individuell programmieren. Durch den schräg gelagerten Schieber und den sehr langsam drehenden Rotor kann die Maschine effizient leerlaufen. Das spart Zeit beim Materialwechsel. Franz-Xaver Hintermayr betont: „Mit Vecoplan haben wir einen Partner, der auch dann zuverlässig ist, wenn es kompliziert wird – und genau das schätzen unsere Kunden auch an uns.“
Quelle: Vecoplan AG
 
            
 
		 
                                    





