In turbulenten Zeiten sind gute Handelsbeziehungen ebenso wichtig wie Innovationen. Mit dem Gastland Kanada und dem Fokus auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion hat die Hannover Messe 2025 die richtigen Signale gesetzt.
High-Tech und eine Vielzahl von Innovationen, gepaart mit wirtschaftspolitischen Debatten von höchster Dringlichkeit – „die diesjährige Hannover Messe hat in besonderem Maße gezeigt, wie wichtig gute Partnerschaften und offene Märkte für eine export- und innovationsgetriebene Industrie wie den Maschinen- und Anlagenbau sind. Die Bereitschaft des Gastlands Kanada, mit Europa den Handel zu vertiefen, ist eine erfreuliche und ermutigende Nachricht in einer Welt, die von zunehmenden Handelsdisputen geprägt ist“, bilanziert VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann nach fünf Messetagen.
„Um die großen Aufgaben zu bewältigen, die vor uns liegen, braucht es Innovationen, wie sie auf der Hannover Messe in allen Hallen eindrucksvoll gezeigt wurden. Digitale Automatisierungslösungen zum Beispiel, die unverzichtbar sind, um Arbeitskräfte zu ersetzen, die aufgrund der Demografie fehlen werden. Die Hannover Messe hat in diesem Jahr aber auch ein besonders starkes wirtschaftspolitisches Signal nach Berlin ausgesendet: Die Industrie braucht dringend ein Standort-Upgrade, um ihre Innovationskraft weiterhin hier im Land beweisen zu können“, mahnt Brodtmann.
Künstliche Intelligenz prägt die Debatten
Der Einsatz und die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktion prägte viele Debatten und Stände in den Messehallen. Große Aufmerksamkeit erhielt dabei die vom VDMA vorgestellte neue Studie zu Generativer KI im Maschinenbau. Ein Kernergebnis darin lautet, dass die Gewinnmarge im Maschinen- und Anlagenbau mit Hilfe von KI-Tools um bis zu 10,7 Prozentpunkte erhöht werden kann. Entscheidend dafür ist jedoch, dass die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in die Kernprozesse der Unternehmen eingebettet werden.
Manufacturing-X im erfolgreichen Live-Test
Für eine Steigerung der Effizienz in der industriellen Produktion spielt auch der sichere und individuelle Austausch von Daten eine immer wichtigere Rolle. Grundlage hierfür ist das Konzept Manufacturing-X, das sich sehr positiv entwickelt. Auf der Hannover Messe waren Demonstratoren der unterschiedlichen branchenspezifischen X-Projekte zu sehen – unter anderem eine Live-Messung von Maschinendaten aus verschiedenen Kontinenten auf dem umati-Stand. Dabei wurde der souveräne und sichere Austausch von Daten zum CO2-Fußabdruck über einen von T-Systems betriebenen Datenraum gezeigt – ganz unabhängig davon, wo die Maschinen in der Welt genau stehen.
Dieser „Carbon Footprint“ wurde in einem digitalen Produktpass dokumentiert, wobei die Teilnehmer die Souveränität über ihre Daten behalten. Ermöglicht wurde dies durch die „X-for Machinery“- Architektur, die international etablierte Standards und Technik einsetzt. Damit ist diese Architektur eine Blaupause, besonders für kleine und mittelgroße Unternehmen. Zudem ist Manufacturing-X ein wesentlicher Treiber im wichtigen Feld der Elektrischen Automation, wie die Hannover Messe gezeigt hat. Mit dem Fokus auf die drahtlose industrielle Kommunikation im Maschinen- und Anlagenbau demonstrierte zugleich die AG Wireless Communication for Machines, wie all diese Technologien ineinandergreifen und für mehr Effizienz in der Produktion sorgen.
Memorandum of Understanding mit brasilianischem Partner
Die erfolgreiche Umsetzung von Interoperabilität und Datenökosystemen ist aber nicht nur eine europäische, sondern eine globale Aufgabe. Sie erfordert internationale Zusammenarbeit, um voneinander zu lernen, gemeinsame Standards als Fundament zu etablieren und damit ein Skalieren in der Industrie zu ermöglichen.
Mit Blick auf Brasilien, dem Gastland der Hannover Messe im kommenden Jahr, wurde daher bereits jetzt ein wichtiges Memorandum of Understanding zwischen der VDMA Abteilung Machine Information Interoperability (MII) und dem brasilianischen IoT-Verband ABINC unterzeichnet. Es bekräftigt die künftige Zusammenarbeit hinsichtlich interoperabler Schnittstellenstandards, basierend auf der Maschinen-Kommunikationsgrammatik OPC UA. Diese Partnerschaft stellt einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem souveränen und interoperablen industriellen Datenaustausch dar und fördert gleichzeitig den Austausch zwischen europäischen und brasilianischen Initiativen.
Industriestandort Deutschland als Vorreiter für KI
Stark im Fokus stand auf der diesjährigen Hannover Messe auch der Ausstellungsbereich Digital Ecosystems mit einer großen Präsenz an Ausstellern. „Ein Blick in die Messehallen zeigt, dass Deutschland aufgrund des traditionellen Domainwissens in Kombination mit KI sehr gut aufgestellt ist. Jetzt gilt es diese Stärken konsequent und strategisch zu nutzen“, sagt Prof. Claus Oetter, Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung. „Der Industriestandort Deutschland gilt in der angewandten KI als Vorreiter“, betont er. Durch die neu errichtete Digital Transformation Stage konnten die wichtigen Themen der digitalen Transformation und Lösungsansätze auch einem breiten Messepublikum präsentiert werden und für weitere Impulse sorgen.
Motion & Drives – zentrale Anlaufstelle für Antriebs- und Fluidtechnik
Ebenso zentral für den Maschinen- und Anlagenbau war der Ausstellungsschwerpunkt „Motion & Drives“, die zentrale Anlaufstelle für Fluidtechnik und Antriebstechnik. Der thematische Fokus lag auf Interoperabilität, Digitalisierung und KI. Die Sonderschau „Fluid Power 4.0“ mit 20 Ständen und dem „Hydraulic Connected Demonstrator“ sowie einer pneumatischen Montagezelle stieß bei den Besuchern auf besonderes Interesse. Die Antriebs- und Fluidbranche konnte ihre globale Führungsrolle im Bereich der intelligent vernetzten Produkte eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auf der Motion & Drives Stage fanden Veranstaltungen zu internationalen Themen und zur smarten Antriebstechnik und Fluidtechnik statt, die wertvolle Ein- und Ausblicke in die Zukunft der Branche boten.
Druckluft- und Vakuumtechnik zeigen digitale Lösungen
Zufrieden mit dem Messeverlauf zeigten sich auch die Aussteller auf der Compressed Air and Vacuum (CAV). „Weltweit führende Anbieter von Druckluft- und Vakuumtechnik haben gezeigt, dass Künstliche Intelligenz in Form digitaler Tools immer mehr zum Einsatz kommt, bei der Zustandserfassung (Condition Monitoring), der vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance) sowie dem Ersatzteil- und Wartungsmanagement,“ berichtet Christoph Singrün, Geschäftsführer VDMA Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik. Mit der „Orientierungshilfe SMART Service Druckluft 4.0 / Vakuum 4.0 – Wertschöpfung aus Maschinendaten“ und dem Leitfaden zur Wärmerückgewinnung, der derzeit aktualisiert wird, unterstützt der VDMA seine Mitglieder auf diesem Weg.
Namhafte Besucher aus den Regionen
Gut vertreten war der VDMA auf der Hannover Messe auch mit zahlreichen Aktivitäten, bei denen das politische Netzwerk sowohl mit der Bundes- als auch mit der Landespolitik im Fokus stand. So konnten am Stand der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg unter anderem die Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski erleben, wie Künstliche Intelligenz und digitale Vernetzung die Arbeit in der intelligenten Fabrik von morgen gestalten.
Zu den Mitausstellern am Gemeinschaftsstand der Allianz zählten in diesem Jahr auch einige Preisträger des Allianz Industrie 4.0 Award. Ausgezeichnet werden hier Firmen, die beim landesweiten Wettbewerb gezeigt haben, dass sie für besondere Exzellenz in der Digitalisierung stehen, etwa Knoll Maschinenbau, Lead Digitalisierung GmbH und Transaction-Network.
Quelle: VDMA