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Abfallrückstau nach Hochwasser noch Monate spürbar

Das verheerende Hochwasser vergangenen September in Ostösterreich hat nicht nur zahlreiche Haushalte, sondern auch die Entsorgungsinfrastruktur in Niederösterreich schwer getroffen.

Die größte Müllverbrennungsanlage Österreichs stand wochenlang still, der Betrieb wird aktuell langsam hochgefahren. Zwei Monate lang konnten dort nicht wie gewohnt täglich rund 1.400 Tonnen Restmüll thermisch verwertet – also verbrannt – werden. Das Hochwasser hat somit einen Abfallrückstau von vorerst 80.000 Tonnen verursacht. Die Abfall- und Ressourcenbranche arbeitet mit Hochdruck daran, die enormen Abfallmengen zu bewältigen, weist aber darauf hin, dass die Konsequenzen in ganz Österreich noch weit ins nächste Jahr zu spüren sein werden. Durch die Ausweitung von Zwischenlagern, aufwändigem Export von Abfall (Notfizierung) und Kapazitätsengpässen in Anlagen steigen die Kosten für die Abfallwirtschaft.

Österreichs größte Müllverbrennungsanlage in Dürnrohr in Niederösterreich, die normalerweise rund 500.000 Tonnen Abfall pro Jahr thermisch verwertet, wurde während der starken Unwetter Mitte September stark beschädigt. Die Anlage wird aktuell nach und nach hochgefahren. Seit Mitte September konnten deshalb rund 1.400 Tonnen Restmüll aus Haushalts- und Gewerbeabfällen pro Tag nicht verbrannt werden. Zu diesen Abfallmengen kommen weitere 50.000 Tonnen Sperrmüll, die durch das Hochwasser verursacht wurden.

Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft hat alle Kräfte gebündelt und Wege gefunden, um den Entsorgungsengpass abzufedern: Restmüll wird zwischengelagert, in weiter entfernt gelegene Müllverbrennungsanlagen transportiert und zum Teil sogar exportiert. Der zeitliche und finanzielle Mehraufwand für die Errichtung von Zwischenlagern, weite Transportwege sowie aufwändige Notifizierungen für den Export sind enorm.

„Wir haben es derzeit mit einem historischen Abfallrückstau zu tun. Die österreichweite Entsorgungskette ist durch das Hochwasser massiv unterbrochen und stellt uns vor enorme Herausforderungen, die uns noch Jahre begleiten werden“, sagt Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe. Die Entsorgungssicherheit für die Bürger werde dadurch aber nicht beeinträchtigt.

Zehntausende Tonnen Abfall in Zwischenlagern

Jüly weiter: „Noch immer sind viele unserer Betriebe gezwungen, thermisch verwertbare Baustellen-, Industrie- und Gewerbeabfälle mit erheblichem Aufwand zu schreddern, in Ballen verpresst zu folieren und zwischenzulagern, bis sie thermisch verwertet werden können. Denn auch andere Müllverbrennungsanlagen in Österreich haben nur begrenzte Kapazitäten und können den zusätzlich angefallenen Abfall derzeit nicht zur Gänze annehmen.“

Zwischenlösungen, wie der Aufbau zusätzlicher Lagerflächen oder die grenzüberschreitende Abfallverbringung sind mit aufwändigen Genehmigungsverfahren und Mehrkosten verbunden. Hinzu kommt, dass auch einige der Nachbarländer Österreichs von starken Unwettern betroffen sind be an Kapazitätsgrenzen stoßen. Italienischer Abfall wird nun beispielsweise in die Schweiz geliefert und nutzt Kapazitäten, die zuvor von heimischen Unternehmen in Anspruch genommen wurden. Auch der Westen Österreichs ist demnach von den Engpässen bei der thermischen Verwertung von Restmüll und den nicht planbar gewesenen Mehrkosten betroffen – auch hier besteht deshalb Bedarf an Zwischenlösungen.

Der VOEB bittet die Bevölkerung weiterhin um Nachsicht und um gewissenhafte Abfallentsorgung: „Sorgfältige Mülltrennung ist in der jetzigen Situation wichtiger denn je. Einerseits können so wertvolle Altstoffe wie Kunststoff, Glas oder Papier recycelt werden, andererseits reduziert Abfalltrennung die Menge an Restmüll, der verbrannt werden muss. Alle betroffenen Betriebe der Abfall- und Ressourcenbranche arbeiten auf Hochtouren, um den Engpass zu bewältigen, aber es wird noch lange dauern, bis der Rückstau abgearbeitet ist.“

Quelle: VOEB

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