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Rundholztransport: Timberports als Schnittstelle zwischen Straße und Schiene

VEHIT-Konzept verbindet Lkw- und Bahntransporte über moderne Lager- und Verladeplätze an Umschlagbahnhöfen.

Ziel des Verbundvorhabens VEHIT war es, die Versorgungkette Holz für die Modellregion Bayern durch den gezielten Einsatz von Informationstechnologie zu verbessern und ein intelligentes Supply-Chain-Konzept zu entwickeln, mit dem sich Rundholztransporte verstärkt von der Straße auf die Schiene verlagern lassen. Das Vorhaben wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe gefördert.

In dem Projekt „VErsorgungskette Holz, IT und von der Straße auf die Schiene“ wurden die wissenschaftlichen wie anwendungsorientierten Grundlagen für eine digitale Planung und Disposition der Angebots- und Bedarfsregelung sowie zur Steuerung der Einschlags- und Transportplanung von Rundholz geschaffen. Die Ergebnisse wirken sich aus auf die taktische Planung der Marktversorgung und bilden die Basis für ökonomisch und ökologisch optimierte Rundholztransporte auf Straße und Schiene.

Knackpunkt: Knappe Lkw-Frachtkapazitäten, unzureichende IT-Vernetzung

Ein Kran verlädt Rundholz auf einen flachen Güterwagen mit senkrechten Streben, einen so genannten Rungenwagen (Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang)

Zum Zeitpunkt des Projektstarts Ende 2020 hatte der Anteil des klimabedingten Schadholzeinschlages einen Höhepunkt erreicht und lag bei 75 Prozent des Gesamteinschlages. „Die Schadholzmengen überstiegen die vorhandene Lkw-Frachtkapazität deutlich, eine Gefährdung der Holzversorgung für den Markt zeichnete sich ab. Eine mögliche Lösung des Problems stellt der Wechsel des Transportmittels dar, also die systematische Verlagerung des Holztransports vom Lkw auf die Schiene“, beschreibt Projektleiter Thomas Purfürst, Professor für Forstliche Verfahrenstechnik an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Ausgangslage. Hinzu kam die bis dato nur unzureichende IT-Verknüpfung der relevanten Akteure entlang der Versorgungskette Holz. Für das umfängliche Verlagern von Rundholztransporten auf die Schiene bedarf es zudem ausbaufähiger Verladebahnhöfe, sogenannter Timberports.

Voll beladener Rungenwagen der DB Cargo Logistics (Foto: DB Cargo Logistics)

Die Projektbeteiligten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Bayerischen Staatsforsten AÖR und der DB Cargo Logistics GmbH arbeiteten bis Mai 2023 gemeinschaftlich daran, Planung und Steuerung des Holztransports entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit Hilfe digitaler Möglichkeiten zu optimieren. Die Akteure Forst, Lkw- oder Bahntransport und Holzindustrie waren digital so zu vernetzen, dass das jeweils effizienteste Transportkonzept umgesetzt werden kann, wobei Transportkosten wie CO2-Fußabdruck gering ausfallen sollten. Ein Konzept mit verschiedenen Ausbaustufen sowie Betriebskonzepte für den Prototypen eines Timberports waren zu entwickeln.

Lösung: Masterplan für Modell-Timberport und IT-Konzept für die Holzlogistik

Die Projektbeteiligten erstellten aus Geo- und Sachdaten unter anderem zu Straßen- und Schienennetzen, Verladebahnhöfen und Holzaufkommen zunächst eine Datenbank VEHIT_DB mit Basisinformationen für den Aufbau intermodaler, Straße und Schiene verknüpfender Netzwerke.

Holzverladung in Parkstein-Hütten. Lkw und Bahnwaggons müssen am Verladeplatz zeitgleich bereitstehen, was nicht immer realisierbar ist und Wartezeiten zur Folge hat (Foto: DB Cargo Logistics/Martin Fiebig)

Polterdaten der Bayerischen Staatsforsten lieferten Informationen zu Baumarten, Sortimenten, Mengen, Lagerorten und Kunden. Nach einer Standortsanalyse bewertete das Projektteam das Potential für den Ausbau 14 vorhandener Holzverladebahnhöfe in Bayern und erarbeitete ein Konzept in mehreren Ausbaustufen und Dienstleistungsvarianten zur Entwicklung bestehender Verladegleise zu modernen Timberports. Am Beispiel der zentralen Holzlogistik der Bayerischen Staatsforsten wurden die informationstechnischen Elemente der Holzversorgungskette analysiert und anhand des Konzeptes Digitaler Zwilling modifiziert. Der optimale Informationsfluss zwischen den Akteuren wurde nach dem PapiNet-Logistik- und Informationsstandard anwendungsbereit aufgezeichnet.

Schematische Abbildung eines modernen Timberports mit zusätzlichen Dienstleistungen. Lkw und Schienenfahrzeuge können hier unabhängig voneinander agieren; Holz kann in Nass- oder Trockenlagern zwischengelagert werden (Foto: Cargo Logistics)

Abschließend entwickelte das Team für einen fiktiven Timberport „Schönwaldhausen“ modellhaft einen Masterplan mit Umsetzungsszenarien in unterschiedlichen Ausbaustufen sowie ein Business-Modell zur Darstellung der logistischen, standörtlichen und finanziellen Erfordernisse. Der aus logistischer Sicht entstehende Mehrwert bei der Integration eines Timberports in die Holzlieferkette wurde dargestellt, Anforderungen an den Timberport wurden tabellarisch aufbereitet und unterschiedliche Betreibermodelle analysiert. Das Projektteam legte ein IT-gestütztes Supply-Chain Konzept mit den notwendigen Schnittstellendefinitionen (API) als Anwendungsfall im PapiNet- Standard vor, das für die mittelfristige Realisierung durch die Kooperationspartner bereitsteht. Der Wissenstransfer der Projektergebnisse erfolgt auf wissenschaftlichen Konferenzen und in fachlichen Gremien.

Hintergrund:

Der reine Straßentransport verursacht erhebliche Emissionen und gelangt bei erhöhtem Schadholzaufkommen leicht an seine Kapazitätsgrenzen. Mit dem Modell Timberport kann Engpässen bei den Lagerflächen und dem Transport entgegengewirkt werden. Zudem können CO2-Einsparpotentiale beim Holztransport quantifiziert und die intermodale Holzlogistik kann nachhaltiger und ressourceneffizienter gestaltet werden.

Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)

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