Die Umweltministerinnen und -minister der Länder und des Bundes wollen das zirkuläre Bauen vorantreiben. Sie folgen damit einem Antrag Baden-Württembergs.
Umwelt- und Klimaschutzministerin Thekla Walker betonte bei der Sitzung in Goslar (25.11.): „Die Zukunft muss dem zirkulären Bauen gehören. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es geht um Klimaschutz, weniger Energieverbrauch und um den sparsamen Umgang mit wertvollen Rohstoffen, indem man diese konsequent und intelligent wiederverwendet oder hochwertig verwertet. Und am Ende geht es auch um das Senken von Kosten.“
Ein Drittel der klimaschädlichen CO2-Emissionen verursacht die Baubranche. Im Lebenszyklus eines Gebäudes entfallen 20 bis 50 Prozent der Treibhausgase allein auf das Gewinnen von Rohstoffen, auf Herstellung, Transport, Bau und Abriss. Auf der anderen Seite stellt Deutschland mit seinen knapp 22 Millionen Wohn- und Nichtwohngebäuden ein immenses Rohstofflager dar (Baden-Württemberg: ca. 2,5 Millionen Wohngebäude).
„Wenn Bund und Land ihre ambitionierten Klimaziele erreichen wollen, müssen wir das Schließen des Kreislaufs im Bausektor anstreben, auf das wertvolle ‚Rohstofflager Gebäudebestand‘ zurückgreifen und so unsere Ressourcen effizient einsetzen. Das Planen und Bauen müssen von Anfang an zirkulär gedacht und umgesetzt werden – mit dem klaren Ziel, möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen und durch eine hochwertige Kreislaufführung Bauabfälle weitestgehend zu vermeiden“, sagt Ministerin Thekla Walker.
Notwendigkeiten und Hemmnisse
Die Umweltministerkonferenz UMK sieht die Notwendigkeit, die Potenziale von wiederverwendbaren Baustoffen und Recyclingbaustoffen über den Bereich der mineralischen Baustoffe hinaus umfassend zu erheben und besser zu nutzen. Hierzu bedürfe es gesetzlich verpflichtender Regelungen, lautet eine Forderung an die Bundesregierung. Bei der Ökobilanzierung von Gebäuden müsse zudem der Ansatz des zirkulären Bauens stärker berücksichtigt und die Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit von Bauprodukten gezielt gefördert werden. Die Umweltministerkonferenz sieht es zudem als erforderlich an, eine Regelung für den Einsatz von wiederverwendbaren Baustoffen und Recyclingbaustoffen im Hochbau zu schaffen. Neben Anforderungen an die maximal zulässigen Schadstoffgehalte müssten in die Regelung Mindestquoten für die Verwendung von Sekundärrohstoffen mit aufgenommen werden.
Ein Hemmnis stelle die Finanzierung von Bauvorhaben dar. Umweltministerin Walker erklärt: „Bei der Kreditvergabe werden in der Regel Nachhaltigkeitsaspekte noch nicht ausreichend berücksichtigt. Eine Sanierung wird daher gegenüber einem Neubau stets finanziell schlechter bewertet. Dieser Nachteil muss durch gezielte Förderung von ressourcenschonenden Baustoffen oder Anreizen zur Verlängerung der Nutzungsdauer ausgeglichen werden.“
Ressourcenschonender Beton (R-Beton)
Ein wichtiger Baustein des zirkulären Bauens ist das Verwenden von ressourcenschonendem Beton (R-Beton). Das Umweltministerium erstellt derzeit ein Programm zur Förderung von ressourcen- und klimaschonendem Beton im Hochbau. Ziel des Förderprogramms ist es, die flächendeckende Verfügbarkeit von R-Beton in Baden-Württemberg zu unterstützen und den wirtschaftlichen Einsatz von R-Beton zu verbessern. Bislang ist geplant, Transportbetonunternehmen bei der Herstellung von R-Beton zu unterstützen. Drei Millionen Euro stehen für das Förderprogramm zur Verfügung, das Anfang 2023 starten soll.
Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg