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Erwärmungstechnologie für Reparaturasphalt auf Basis von Radiowellen

Schlaglöcher sind eine Gefahrenquelle und erhöhen die Lärmbelastung. Um eine zügige und trotzdem nachhaltige Reparatur zu ermöglichen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) eine neue Erwärmungstechnologie für Reparaturasphalt auf Basis von Radiowellen entwickelt.

Um diese Innovation verfügbar zu machen, haben sechs der beteiligten Forschenden 2021 das Unternehmen RWInnoTec gegründet. Am 30. Juni wurde das Team im Schloss Köthen mit dem mit 5.000 Euro dotierten IQ Innovationspreis Leipzig sowie dem 2. Platz im Cluster Energie/Umwelt/Solarwirtschaft des IQ Innovationspreises Mitteldeutschland ausgezeichnet.

„Ich freue mich außerordentlich mit der RWInnoTec über die Auszeichnung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinter dem Unternehmen entwickeln seit Jahren an der HTWK Leipzig und dem UFZ innovative Anwendungen auf Basis der Radiowellen-Technologie. Dass sie 2021 den Sprung in die unternehmerische Selbstständigkeit gewagt haben, um den Transfer ihrer Forschung in die Praxis selbst voranzutreiben, verdient großen Respekt und unterstreicht die hohe Praxis- und Anwendungsorientierung unserer Forschenden“, gratulierte HTWK-Rektor Prof. Mark Mietzner.

Gewinner des IQ Innovationspreis Leipzig 2022 (v.l.): Christian Hoyer, Dr. Ulf Trommler, Dr. Markus Kraus, Frank Holzer, Maria Kraus (alle RWInnoTec GmbH) und Laudator Prof. Dr. Utz Dornberger (Universität Leipzig) (Foto: HTWK)

Für die Sanierung von Straßen ist die Verwendung von heißem Asphalt vorteilhaft. Wenn im Winter und nachts Asphaltmischwerke geschlossen sind, steht oft jedoch nur Kaltasphalt zur Verfügung. Dieser ist kostenintensiver, hält weniger lange und enthält kritische Lösungsmittel. Das Leipziger Unternehmen RWInnoTec bietet eine Alternative an: „Mit unserer mobilen RWA-24/7-Anlage können wir innerhalb weniger Minuten bedarfsgerecht vorgefertigte Asphaltplatten auf die gewünschte Verarbeitungstemperatur von etwa 160 Grad Celsius erwärmen, ohne dass die Qualität des Asphalts beeinträchtigt wird und Lösungsmittel freigesetzt werden“, sagt Dr. Markus Kraus, langjährig tätig als Physiker am UFZ und Geschäftsführer der RWInnoTec GmbH.

Weitere Anwendungen für Radiowellen-Technologie geplant

Die mobile Radiowellen-Anlage ist das erste Produkt von RWInnoTec. In Zukunft möchte das Unternehmen noch weitere Produkte und Dienstleistungen auf Basis der Radiowellen-Technologie in den Markt bringen. Beispielsweise sollen Radiowellen künftig zur Trocknung feuchten Mauerwerks und zur chemikalienfreien Bekämpfung von Holzschädlingen eingesetzt werden. Beides wurde in den letzten Jahren im Rahmen von Forschungsprojekten des UFZ und der HTWK Leipzig detailliert untersucht und erfolgreich erprobt. „Weil mithilfe von Radiowellen Wärme sehr effektiv im Inneren von Objekten erzeugt werden kann und die Erwärmung nicht über die Oberfläche erfolgt, ist ihre Nutzung in der Regel deutlich energiesparender und kostengünstiger als herkömmliche Methoden. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sowie Handwerksbetriebe interessieren sich für die neue Technologie, zu der wir – wie auch bei der Asphalterwärmung – sowohl die notwendigen Geräte liefern als auch Schulungen und Unterstützung vor Ort anbieten wollen“, sagt Kraus.

Langjährige Forschung geht Gründung voraus

Die Entwicklung der Radiowellen-Technologie am UFZ und an der HTWK Leipzig reicht zurück bis in die 1990er Jahre. Damals untersuchten die Forscherinnen und Forscher den Einsatz von Radiowellen zur thermischen Unterstützung der Bodensanierung, indem bei höheren Temperaturen Schadstoffe aus dem Boden abgesaugt oder biologische Abbauprozesse unterstützt wurden. Nachdem dieses Verfahren erfolgreich in die Praxis überführt wurde, suchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach weiteren Einsatzmöglichkeiten dieser Methode – etwa um verschiedene technologische Prozesse in der Industrie kostengünstiger und effektiver zu gestalten. „Wir haben mit der thermischen Regenerierung von Adsorbenzien und Katalysatoren experimentiert, die damit kontinuierlich in industriellen Prozessen eingesetzt werden können, und testeten den Nutzen von Radiowellen für die Trocknung von Rohbiogas oder Wasserstoff“, blickt Dr. Ulf Roland zurück. Der Wissenschaftler leitet seit vielen Jahren die einrichtungsübergreifende Arbeitsgruppe im Innovationsnetzwerk RWTec.

RWInnoTec baut auf dieses Fundament auf. Das ist für Ulf Roland einer der Gründe, die ihn trotz des Unternehmensstarts mitten in der Corona-Pandemie optimistisch in die Zukunft schauen lassen: „Die über Jahre kontinuierlich entwickelte Zusammenarbeit zwischen UFZ und HTWK Leipzig, die solide technologische Grundlage und die Einbindung in das Innovationsnetzwerk RWTec lassen eine erfolgreiche Entwicklung von RWInnoTec erwarten.“

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie förderte die Gründung von RWInnoTec über zwei Jahre im Rahmen des Programms EXIST-Forschungstransfer. Die Abteilung Wissens- und Technologietransfer am UFZ sowie das Forschungs- und Transferzentrum der HTWK Leipzig unterstützten diese Entwicklung. Die Unternehmensgründung reiht sich ein in die bereits seit vielen Jahren laufende Kooperation zwischen UFZ und HTWK Leipzig, in der die Grundlagen für zahlreiche gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte geschaffen wurden.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

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