Vom 1. bis zum 30. April 2022 führte die Redaktion von „Themennetzwerke“ eine Befragung durch, wie Kommunen in Deutschland das Entsorgen von „wildem Müll“ wahrnehmen und damit umgehen.
Knapp drei Viertel der 91 Befragten (72 Prozent) gab an, dass wilde Müllablagerungen in der eigenen Kommune in den letzten fünf Jahren stark bis sehr stark zugenommen haben. Die Antworten unterschieden sich dabei nur marginal im Hinblick auf die Größe der Kommune.
Containerplätze werden in kleineren Orten am häufigsten zur illegalen Müllentsorgung genutzt
Am häufigsten werde Sperrmüll entsorgt, gefolgt von Restmüll, Bauschutt und Elektroaltgeräten. In Großstädten würden Straßen- und Wegränder am stärksten zur illegalen Abfallentsorgung genutzt. An zweiter Stelle wurden gleichermaßen Containerplätze, Industriegebiete und Naturflächen genannt. In kleinen und größeren Kommunen mit bis zu 500.000 gemeldeten Personen gaben die Befragten Containerplätze als mit Abstand häufigsten Ort für wilde Müllablagerungen an. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) beobachte in der eigenen Kommune jedoch keine überfüllten Depotcontainer beziehungsweise Unterflursysteme als Grund für ein unsachgemäßes Entsorgen von Müll. Interessant hierbei ist, dass lediglich jede fünfte befragte Person die Reinigung der Standplätze als schlecht oder ungenügend empfindet. Von den Befragten gaben 80 Prozent an, dass die eigene Kommune aktiv gegen wilden Müll vorgeht.
Ob sich manche Bürgerinnen und Bürger nun aus Bequemlichkeit oder aufgrund finanzieller Motive für den Weg der illegalen Abfallentsorgung entscheiden – über die Beweggründe, warum immer mehr Müll achtlos weggeworfen wird, lässt sich an dieser Stelle nur spekulieren. Wenngleich die eine oder andere Stimme aus der Umfrage die Reinigung vermüllter Stellen inzwischen insofern problematisch empfindet, als die Verursachenden dadurch unsachgemäßes Wegwerfen als einen regulären Entsorgungsweg wahrnehmen, bleibt das Ziel eines sauberen Stadtbilds für Kommunen bestehen. Basierend auf den Antworten der Befragten gilt es nun, das illegale Entsorgen von Müll auf öffentlichen Flächen aus einem lösungsorientierten Blickwinkel zu betrachten.
Die Frage der Zuständigkeit bleibt zu häufig unbeantwortet
Bei der Beseitigung von wilden Abfallbergen gibt es gemäß den Umfrageergebnissen zwei zentrale Schwierigkeiten: die Frage der Zuständigkeit und fehlendes Personal. Ob der kommunale Entsorgungsbetrieb, die Straßenreinigung, der Baulastträger, die Gemeinde selbst oder eine andere Stelle die wilden Müllablagerungen beseitigt, ist schließlich vom Ort der Verschmutzung abhängig. Einige Umfrageteilnehmende berichten, dass die Kooperation zwischen allen Beteiligten gut funktioniere, jedoch insbesondere bei der Zurückverfolgung der Verursachenden von wildem Müll ausreichend Personal fehle. Andere Personen empfinden, dass die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen den zuständigen Stellen noch ausbaufähig seien, um die Beseitigung illegalen Mülls effizienter zu gestalten. Es fehle noch an einem unkomplizierten allgemeingültigen Weg, den alle Beteiligten unterstützen, so eine Stimme der Umfrage.
Wirksame Maßnahmen zur Reduzierung wilden Mülls sind häufig theoretisch gut, praktisch aber schwer umzusetzen
Die Überwachung relevanter Bereiche und das Einleiten von Bußgeld- und Strafverfahren erachten die Umfrageteilnehmenden als am wirksamsten, um den Verursachenden das illegale Entsorgen von Müll zu verleiden. Hierbei bemerkten einige der befragten Personen jedoch, dass eine Überwachung mittels Kamera aus Datenschutzgründen nur äußerst schwer durchzusetzen sei und es für eine Personenüberwachung in einigen Kommunen an finanziellen Mitteln fehle. Im Hinblick auf die Einleitung gerichtlicher Verfahren äußerten die Umfrageteilnehmenden, dass die örtlichen Behörden wegen der Beweispflicht auf Seiten der Städte hier nur geringe Erfolgschancen sehen und aufgrund dessen teils nur mäßig um eine strafgerichtliche Verfolgung der Verursachenden bemüht sind. Solange die Verursachenden nicht auf frischer Tat ertappt und zur Kasse gebeten werden, bleibt der Lerneffekt schließlich aus.
Anwendungssoftware zum Melden von wildem Müll und Aufräumaktionen schätzen die befragten Personen ebenfalls als wirksame Methoden im Hinblick auf die Beseitigung illegal entsorgten Abfalls ein. Das aktive Einbeziehen von Bürgerinnen und Bürger kann die zuständigen Stellen sinnvoll bei der Beseitigungsarbeit unterstützen und der Problematik eine größere Reichweite verschaffen. Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildungsangeboten messen die Befragten eher eine mittlere bis geringe Wirkung bei. Doch auch wenn mit den genannten Maßnahmen letztlich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die Verursachenden erreicht werden: Jede Art von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung schärft das Bewusstsein in der Gesellschaft für wilden Müll. Eine befragte Person wies darüber hinaus auf die kulturelle Vielfalt in unserem Land und darauf basierende mögliche Verständnisschwierigkeiten hin. Sinnvoll könnte deshalb auch sein, Informationsmaterial wie Flyer oder Aushänge langfristig auf mehreren Sprachen bereitzustellen.
Ob kleine oder große Stadt: Eine Arbeitsgruppe strukturiert das Vorgehen gegen wilden Müll
Kurz zusammengefasst: Deutsche Kommunen verfügen hinsichtlich der Problematik wilder Müllablagerungen über unterschiedliche personelle und finanzielle Mittel. Dementsprechend unterschiedlich gestaltet sich das Vorgehen gegen wilden Müll. Davon abgesehen wurde durch die Befragung deutlich, dass in denjenigen Städten, in denen effektiv gegen eine unsachgemäße Müllentsorgung vorgegangen wird, eine allseitige Zusammenarbeit bestand und jede Stelle ihren Zuständigkeitsbereich kannte und wahrnahm. Unabhängig von der Größe der Kommune könnte folglich die Gründung einer Arbeitsgruppe zu wildem Müll erfolgversprechend sein. Wenn die Zuständigkeiten mit allen Beteiligten und die Zusammenarbeit untereinander in einem ersten Schritt eindeutig geklärt werden, können Entsorgungsarbeiten effizienter stattfinden. In einem regelmäßigen Austausch zwischen allen Zuständigen könnten darüber hinaus auch Maßnahmen hinsichtlich der Rückverfolgung zu den Verursachenden sowie Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung besprochen werden. Sauberkeit ist und bleibt Teamarbeit.
Im fachlichen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sein
Wie sich ein Arbeitskreis gründen und sinnvoll einsetzen lässt, kann gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Betrieben deutschlandweit in der Themennetzwerkgruppe‚ Stadtsauberkeit und Winterdienst‘ besprochen werden. Für Ideen zu umweltbildenden Maßnahmen hinsichtlich wilden Mülls bietet sich ein fachlicher Austausch in der Themennetzwerkgruppe ‚Umweltkommunikation und Abfallberatung‘ an.
Mehr zu Themennetzwerke unter: https://themennetzwerke.de/
Quelle: Themennetzwerke – apm³ GmbH