Rottenburger Forstwissenschaftler entwickeln Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen und starten Waldputztag.
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und ihre Partner im Verbundprojekt „TheForestCleanup“ arbeiten seit 2020 an der Entwicklung neuartiger Wuchshüllen für Jungpflanzen. Die Verbissschutzhüllen aus nachwachsenden Rohstoffen werden unter natürlichen Bedingungen komplett abbaubar sein – und tragen zur Plastikreduktion im Wald bei. Passend zu ihrem Projekt initiieren die Rottenburger jetzt zusammen mit dem Landeswaldverband Baden-Württemberg und dem Verein Cleanup Network e. V. einen „Waldputztag“. Mitstreiter und Nachahmer des „Forest Cleanup Day“ am 19. März – und darüber hinaus – sind willkommen.
In ihrem fünfteiligen Vorhaben erarbeiten die Projektbeteiligten aus Wissenschaft und Praxis bis 2023 Lösungen für umweltschonende Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Hüllen auf Basis verflüssigter Holzbestandteile beziehungsweise zellulosebasierter Vulkanfiber schützen Jungpflanzen unter anderem vor Verbiss und Spätfrösten. Nach Ende ihrer Nutzung können sie im Wald verbleiben, weil sie unter Waldbedingungen rückstandslos und umweltschonend abbaubar sind.
Die Idee zu dem „Waldputztag“ fußt auf dem von der Rottenburger Hochschule für Forstwirtschaft zu realisierenden Teilprojekt zur Funktionalitätsprüfung und Ökobilanzierung abbaubarer Wuchshüllen. Das Teilprojekt sieht auch die Entwicklung von Strategien zum Rückbau bislang verwendeter Wuchshüllen aus Plastik vor. „Wir wollen in Kooperation mit den Forstleuten mit dieser Kampagne dazu beitragen, das Ökosystem Wald vor den offensichtlichen Belastungen durch Vermüllung zu schützen“, erklärt Yannic Graf von den Rottenburger Initiatoren des „Forest-Cleanup-Day“.
Am 19. März 2022 von 10 bis 13 Uhr werden in den Landkreisen Tübingen und Ludwigsburg sowie im Enzkreis Revierleitende, Waldarbeitende und Angehörige der Jägerschaft ausgediente Wuchshüllen und Unrat einsammeln. Beim Müllsammeln gehen ihnen Waldbesuchende entlang der Wege und Waldparkplätze zur Hand. „Müll im Wald ist ein großes Problem. Nicht nur das Ökosystem mit seinen Pflanzen und Tieren leidet unter den Stoffen, die von Menschen im Wald liegen gelassen werden. Die Rückstände gelangen auch in unsere Nahrungskette“, mahnt Yannic Graf. Die Initiatoren haben inzwischen zahlreiche Mitstreiter und Nachahmer in weiteren Gemeinden, Landkreisen und Bundesländern gefunden. Der „Forest-Cleanup-Day“ könnte als Waldputztag fortan jedes Jahr auf die Problematik aufmerksam machen. Informationen zur Aktion sind auf der Website www.forest-cleanup-day.de verfügbar; Anmeldungen sind über cleanup(bei)hs-rottenburg.de möglich.
Hintergrund:
Wuchshüllen oder -gitter aus Erdöl- oder biobasierten Kunststoffen werden in der Forstwirtschaft jährlich in großer Zahl zum Schutz von Jungpflanzen vor Wildverbiss und Verunkrautung, aber auch zum Mindern von Spätfrösten und Schneelast eingesetzt. Die Hülle kann dabei wie ein Mini-Gewächshaus wirken. Außerdem sind umhüllte Jungbäume aus Pflanzungen oder Naturverjüngung bei Waldarbeiten besser sichtbar. Mit dem Umbau zu klimaangepassten Mischwäldern und bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen wächst der Bedarf an Wuchshüllen. Doch das Einsammeln und Entsorgen der Hüllen nach fünf bis zehn Jahren verursacht Kosten und wird bislang wenig praktiziert. Zerfallen sie aber an Ort und Stelle, lagern sich Plastikpartikel im Wald ab.
Das Verbundprojekt „TheForestCleanup“ will mit innovativen Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen Alternativen schaffen. Die neuen Hüllen sind funktionsgleich zu herkömmlichen Hüllen und punkten mit einer besseren Ökobilanz. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit Mitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe unterstützt.
Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)