Presse-Statement des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT):
Mit Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen werden weltweit die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels für den Menschen immer deutlicher sichtbar. Der Sonderbericht „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“ des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), der am 28. Februar 2022 veröffentlicht wurde, macht unmissverständlich deutlich, dass ein weiterer ungebremster Temperaturanstieg in eine beispiellose humanitäre Katastrophe führen würde.
„Eine höhere Oberflächentemperatur sowie die Zunahme von extremen Wetterereignissen schwächen die Funktionsweise und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen. Bereits heute ist die Aussterberate um ein Vielfaches höher, als ohne den Einfluss des Menschen zu erwarten wäre. Da wir von den Ökosystemen abhängig sind, bedroht deren weiterer Kollaps letztlich auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Das betrifft auch so elementare Dinge wie die Verfügbarkeit von Nahrung und Trinkwasser“, sagt Professorin Almut Arneth vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen, und eine der Autorinnen des aktuellen IPCC-Berichts.
Um diesen Zusammenhang möglichst umfassend und detailliert zu dokumentieren, berücksichtigt der IPCC in dem Bericht nicht nur die Auswirkungen für Ökosysteme auf globaler und regionaler Ebene, sondern auch Konsequenzen, die sich hieraus für Mensch und Gesellschaft, Kulturen, Siedlungen sowie Infrastrukturen ergeben. Dabei werde unter anderem deutlich, dass die Folgen des Klimawandels ungleich verteilt seien, betont Arneth: „Besonders verwundbar sind Afrika, Asien, Zentral- sowie Südamerika, aber auch kleine Inselstaaten. In diesen Regionen sind bereits heute Millionen Menschen akut vom Meeresspiegelanstieg oder einem Mangel an Nahrungsmitteln und Trinkwasser bedroht.“
Aber nicht nur der Wissensstand zu Folgen und zur Verwundbarkeit wird im neuen Sachstandsbericht zusammengefasst und bewertet. Der IPCC benenne auch klare Handlungsoptionen, so Arneth: „Wir können uns selbst dabei helfen, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Durch die Renaturierung geschädigter Ökosysteme und durch einen wirksamen Schutz von Land-, Süßwasser- und Meereslebensräumen kann die Menschheit nicht nur lebensnotwendige Biodiversität erhalten, sondern auch von der Fähigkeit der Natur profitieren, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern. Wenn wir diese Chance nutzen, kann die Natur uns auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen.“
Allerdings habe die menschliche Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel auch ihre Grenzen und diese würden im neuen IPCC-Bericht nun zum widerholten Male sehr deutlich quantifiziert, verdeutlicht Arneth: „Wenn wir die 1,5-Grad-Grenze beim Temperaturanstieg überschießen, haben wir deutlich weniger Möglichkeiten gegenzusteuern. Einige Regionen unserer Erde werden schon bei einer Erhöhung um zwei Grad praktisch unbewohnbar. Gegenwärtig haben wir noch einen einzigartigen Handlungsspielraum, den wir für effektive Emissionsminderungen nutzen müssen, bevor sich immer mehr Zeitfenster schließen.“
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)