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Stahlrecyclingbranche lehnt CO2-Freifahrtschein der EU ab

Das „Fit for 55“-Klimapaket der Europäischen Kommission sieht kostenlose CO2-Rechte für die Stahlindustrie bis 2035 vor. BDSV-Hauptgeschäftsführer Thomas Junker: „Die Verlängerung der kostenlosen CO2-Rechte ist klimapolitisch unverantwortlich. Ein ‘weiter so’ darf es nicht geben, zumal es gute Alternativen gibt.“

Die BDSV – Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. kritisiert die innerhalb des „Fit for 55“-Klimapakets der EU-Kommission vorgesehene Verlängerung der kostenlosen CO2-Rechte für die Stahlindustrie um weitere zehn Jahre bis 2035 scharf. BDSV-Hauptgeschäftsführer Thomas Junker: „Der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Schlüsselindustrien ist ein Totschlagargument: Unsere Branche bietet bereits seit Langem – mit hochwertigem recycelten Stahlschrott als Rohstoff – eine reale ressourcen- und klimaschonende Alternative für die Stahlindustrie. Wenn wir bis 2050 in Deutschland und der EU wirklich klimaneutral wirtschaften wollen, brauchen wir keine weiteren CO2-Freifahrtscheine für die Stahlindustrie, sondern Anreize für Unternehmen, verstärkt Sekundärrohstoffe einzusetzen und Investitionen in Zukunftstechnologien der Kreislaufwirtschaft zu tätigen. Denn grüner Stahl wird aus Schrott gemacht.“

Der Name „Fit for 55“ bezieht sich auf die geplante Einsparung von mindestens 55 Prozent des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu 1990 in der EU bis 2030 (bislang sind Einsparungen von 40 Prozent bis 2030 vorgesehen). Das umfassende Klimapaket, das aus zwölf Einzelgesetzen besteht, wurde gestern von EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans vorgestellt. Allerdings bleibt der mögliche Beitrag der Kreislaufwirtschaft zum Erreichen der Klimaziele aus Sicht der BDSV weiterhin deutlich hinter den vorhandenen Potenzialen zurück.

Neben den kostenintensiven Technologiesprüngen der Stahlbranche zur Dekarbonisierung kann vor allem der verstärkte Einsatz des zum Sekundärrohstoff aufbereiteten Stahlschrotts eine technisch ausgereifte und mit vergleichsweise geringen Investitionen umsetzbare Maßnahme für den Kilmaschutz darstellen. Wie hoch der Anteil von recyceltem Stahlschrott in der heutigen Stahlfertigung ist, hängt maßgeblich von der Produktionserfahrung ab. Während in der Oxygenstahlroute, die durch den Weg vom Eisenerz zum Stahl gekennzeichnet ist, nur wenig Stahlschrott eingesetzt wird, ist im Elektrostahlverfahren der ausschließliche Einsatz von Stahlschrott zur Herstellung neuen Stahls möglich. Folglich wäre mit dem zuletzt genannten Verfahren ein nahezu vollständig geschlossener Rohstoffkreislauf erreichbar, welcher auch positive Effekte auf die Klimabilanz Deutschlands und Europas hätte.

Aber auch bei der Oxygenstahlroute sind noch deutliche Steigerung des Schrotteinsatzes möglich, zumal Europa Netto-Stahlschrott-Exporteur ist und das weltweite Stahlschrottaufkommen bis 2050 noch um 70 Prozent zunehmen wird. Die Erhöhung des Stahlschrotteinsatzes ist also durchaus möglich und klimaschutzpolitisch geboten. Der Einsatz von 100 Tonnen Stahlschrott spart 167 Tonnen CO2 sowie Klima- und Umweltkosten in Höhe von 35.571 Euro ein. Mehr dazu finden Interessierte auf dem CO2-Rechner auf www.bdsv.org und in der Studie „Schrottbonus“. Die Stahlrecyclingbranche in Deutschland beliefert Stahlwerke und Gießereien jedes Jahr mit mehr als 20 Millionen Tonnen recyceltem Stahlschrott und ist damit ein Schwergewicht der Kreislaufwirtschaft.

Quelle: BDSV

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