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Interview: Qualitatives Verpackungsrecycling braucht durchgängige Standards

Bonn — In einer gemeinsamen Presseerklärung haben sich die im bvse und BDE organisierten Kunststoffsortierer und -recycler an Packmittelindustrie, Handel, Abfüller und duale Systeme gewandt und vehement gezielte Standardisierungsmaßnahmen gefordert. Diese seien unabdingbar, um eine reelle Basis dafür zu schaffen, die ehrgeizigen Ziele der EU-Kunststoffstrategie zu erreichen. Im Interview erklärte der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling, Dr. Dirk Textor, den Hintergrund dieser gemeinsamen Initiative.

Warum wendet sich die Branche erst jetzt mit dieser logischen Forderung an die dem Verpackungsrecycling vorgelagerten Akteure?

Dirk Textor: Diese Forderung ist keineswegs neu und bereits in einer Vielzahl von Gesprächsrunden zum Verpackungsgesetz mit sämtlichen Beteiligten der Wertschöpfungskette und Politik diskutiert worden. Unter anderem findet sich der Apell nach recyclinggerechtem Design und der Entwicklung von entsprechend orientierten Lizenzentgeltstrukturen der dualen Systeme in dem vom bvse-Fachverband Kunststoffrecycling im letzten Jahr veröffentlichten Katalog mit 7 Kernforderungen für die Zukunft des Kunststoffrecyclings in Deutschland.

Nun wird es höchste Zeit, die identifizierten Hindernisse für ein qualitativ hochwertiges und nachhaltiges Verpackungsrecycling aus dem Weg zu räumen und endlich mit der Umsetzung vernünftiger Standards zu beginnen.

Die Technik schreitet ständig voran und erleichtert die Tätigkeit in sämtlichen Arbeits- und Lebensbereichen. Würden mehr Investitionen in modernere Recyclinganlagen nicht ausreichen, um die vorgegebenen Quotenziele zu erreichen?

Dirk Textor: Die Unternehmen unserer Branche, Kunststoffrecycler und -sortierer, sind mit hohem Mitteleinsatz in Innovationen und Technik in der Vergangenheit bereits in großem Umfang in Vorlage getreten und haben gute Erfolge erzielt. Qualitätsorientierte, nachhaltige Recyclingerfolge sind aber nicht alleine von der Abfall- und Recyclingindustrie abhängig. Vielmehr müssen für ein effizientes Recycling, gerade im Bereich der Kunststoffverpackungen, erste Maßnahmen bereits bei der Planung und dem Design ansetzen – und sich auf dem langen Weg über Herstellungs-, Abfüll- und Handelsprozess bis zur Sammlung leerer Verpackungen und der anschließenden Aufbereitung in den Anlagen der Kunststoffrecycler weiter fortsetzen.

Wie können die vorgelagerten Wirtschaftsakteure zu einem optimaleren Recyclingergebnis bei Verpackungskunststoffen beitragen?

Dirk Textor: Nichttrennbare Verbundverpackungen, dunkel eingefärbtes Material, Klebelabel oder Verpackungsformen, die keine Restentleerung des Inhalts ermöglichen, stellen Sortier- und Recyclingbetriebe vor Verarbeitungshürden, die auch hochentwickelte Technik nicht ohne Qualitätsverlust lösen kann.

Das aus unserer Sicht entscheidende Instrument für mehr und besseres Recycling sind daher die in unserer Pressemeldung beschriebenen weitreichenden Standardisierungsmaßnahmen bei Verpackungskunststoffen. Wenn wir in Zukunft optimale Ergebnisse erreichen wollen, ist die Mitwirkung aller am Wertschöpfungsprozess beteiligten Akteure unabdingbar.

Das Interview führte bvse.de-Redakteurin Michaela Ziss.

Quelle: bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

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