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Wirtschaftsvereinigungen: BDI-Klimastudie bestätigt Größe der Herausforderung

Berlin — Der BDI hat heute die Ergebnisse seiner Studie „Klimapfade der Industrie“ vorgestellt, in der mögliche Wege zur Erfüllung einer langfristigen Treibhausgasminderung volkswirtschaftlich untersucht werden.

„Das Gutachten bestätigt, dass die Umsetzung der langfristigen Klimaziele die Stahlindustrie vor massive technische und wirtschaftliche Herausforderungen stellt und erhebliche Risiken mit sich trägt“, erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Weitreichende Vorkehrungen zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, wie etwa eine ausreichende kostenfreie Zuteilung von Emissionszertifikaten und Belastungsbegrenzungen bei den Strom- und Energiekosten, sind unerlässliche Voraussetzungen, um drastische Verluste der industriellen Wettbewerbsfähigkeit und Produktionsverlagerungen zu vermeiden.“

Nur unter diesen Annahmen und Voraussetzungen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass in Deutschland ein Klimaziel von 80 Prozent erreicht werden könne, stellt Kerkhoff klar. „Für den Klimaschutz wäre nichts gewonnen, wenn der Stahl stattdessen in anderen Ländern mit höheren Emissionen produziert würde.“

Sehr begrenzter Beitrag oder erhebliche Investitionen

Die heute zur Verfügung stehenden Verfahren zur Stahlproduktion sind bei den CO2-Emissionen bereits am technischen Minimum. Laut Studie kann die Stahlindustrie in den nächsten Jahrzehnten daher nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Erfüllung des 80-Prozent-Zieles leisten, der zudem mit massiven Mehrkosten gegenüber den internationalen Wettbewerbern verbunden wäre. Da sich die entsprechenden Maßnahmen betriebswirtschaftlich nicht rechnen, wäre ein solches Ziel nur mit erheblichen staatlichen Investitionsanreizen zu erreichen.

Für eine Treibhausgasminderung um sogar 95 Prozent bis 2050 wird in der Analyse eine Abscheidung und Speicherung des Kohlendioxids (CCS) angenommen. Die Vermeidung der Emissionen auf diesem Weg würde die Stahlindustrie jedoch 4,5 Milliarden Euro im Jahr kosten, was im globalen Wettbewerb nicht tragbar wäre. Zudem ist unrealistisch, dass in Deutschland auf absehbare Zeit die erforderliche Akzeptanz für CCS überhaupt erlangt werden könnte.

Umfassende finanzielle Förderung nötig

Andere neue Verfahren, mit denen entweder das Entstehen von CO2 im Stahlherstellungsprozess vermieden oder zwangsläufig anfallendes CO2 abgetrennt und genutzt werden kann, sind in der Stahlindustrie derzeit Gegenstand von Forschung und Entwicklung. Sie würden laut Studie einen zusätzlichen Strombedarf von 130 bis 300 Terawattstunden im Jahr mit sich bringen. Dies entspräche einem Drittel bis mehr als der Hälfte des heutigen gesamten Stromverbrauchs in Deutschland.

Wenn solche Verfahren die Reife für eine großtechnische Umsetzung erlangen sollten, müssten zudem erhebliche Investitionen erfolgen, die mindestens in der Größenordnung des heute investierten Anlagenparks liegen dürften. Aus heutiger Sicht wird ein derart tiefgreifender Umbruch daher bei weitem nicht aus dem betriebswirtschaftlichen Investitionsbudget der Unternehmen finanziert werden können. Es bedarf einer umfassenden finanziellen Förderung von Forschung, Entwicklung und Umsetzung im industriellen Maßstab.

Hoher Wert von Recyclingmaßnahmen

Die BDI-Studie wurde von der Boston Consulting Group und Prognos unter Mitarbeit der WirtschaftsVereinigung Metalle erarbeitet. WVMetalle-Hauptgeschäftsführerin Franziska Erdle kommentierte: „Nur wenn alle in der Studie getroffenen Annahmen tatsächlich eintreffen und optimal umgesetzt werden, können die Gesamtkosten eingehalten werden. Dazu gehört u. a. ein vollständiger Carbon-Leakage-Schutz, Klimaschutzinvestitionen trotz niedriger Verzinsung und keine Netzengpässe. Ansonsten droht eine noch höhere Belastung für die Industrie.“

Die Studie – fügte Erdle hinzu – betone den hohen Wert, den das Recycling für den Klimaschutz besitzt. So lassen sich in der NE-Metallindustrie ca. 2 Millionen Tonnen CO2 durch Recyclingmaßnahmen einsparen. Die CO2-Einsparungen resultieren daraus, dass Metalle aus Sekundärmaterialien mit deutlich geringerem Energieeinsatz hergestellt werden können.

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl / WirtschaftsVereinigung Metalle

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