Freiberg — Mit phosphathaltigen Abfällen aus der Abwasserreinigung befüllte Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt gestern erstmalig die neue „Parforce“-Demonstrationsanlage in Freiberg. Damit nahm er die Anlage zur Gewinnung von universell einsetzbarer Phosphorsäure aus verschiedenen phosphathaltigen Einsatzstoffen auf dem Campus der TU Bergakademie Freiberg in Betrieb. Die Demonstrationsanlage kann pro Tag bis zu einer Tonne Einsatzstoff aufarbeiten und wurde im Rahmen einer Unternehmensausgründung errichtet, um die technische Skalierbarkeit des Verfahrens nachzuweisen.
Die TU Bergakademie Freiberg hat dieses innovative Verfahren bereits im Rahmen der Zukunftsinitative simul+ des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft im August 2017 präsentiert. „Ich bin beeindruckt von der erfolgreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeit am Institut für Technische Chemie der TU Bergakademie Freiberg. Mit diesen und anderen Projekten zeigen die Wissenschaftler um Prof. Dr. Martin Bertau eindrucksvoll, wie die Kompetenzen der Chemie zu Stoffwandlungs- und Stofftrennprozessen für moderne Sekundärrohstofftechnologien nutzbar gemacht werden können“, betonte Minister Schmidt.
Interessant ist die neue Technologie aber auch deshalb, weil es mit ihr möglich wird, Phosphor aus Magnesiumammoniumphosphat oder der Verbrennungsasche des Klärschlamms zurückzugewinnen. Das könnte für Betreiber von Kläranlagen interessant sein, denn diese sind aufgrund der novellierten Klärschlammverordnung in Zukunft dazu gesetzlich verpflichtet, Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen.
Gemäß der neuen Klärschlammverordnung, die seit Oktober 2017 in Kraft ist, dürfen Klärschlämme ab 2029 grundsätzlich nicht mehr wie bisher auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Zudem sind alle größeren Kläranlagen zur Rückgewinnung von Phosphor verpflichtet. Das betrifft auch eine Reihe sächsischer Kläranlagen. Die Freiberger Forscher präsentieren nun eine Technologie für die Rückgewinnung von Phosphor in Form von Phosphorsäure. Das am Institut für Technische Chemie der TU Bergakademie Freiberg entwickelte Parforce-Verfahren verarbeitet nicht nur Klärschlammaschen, sondern kann aufgrund seiner Flexibilität auch Calciumphosphate und Struvit aufarbeiten, die als Reststoffe in Kläranlagen anfallen. Die erzeugte Phosphorsäure ist eine Grundchemikalie und wird in der chemischen Industrie vielseitig genutzt.
Quelle: TU Bergakademie Freiberg / Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft