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Windkraftanlagen: GFK-Bestandteile können zurzeit vollständig verwertet werden

Hannover — Presseberichten zufolge klagen Entsorgungsunternehmen über massive Schwierigkeiten bei der Entsorgung alter Windkraftanlagen. Nach Angaben der Branche sei es derzeit kaum möglich, die mit Harz verklebten Fasern wieder zu trennen. Zudem nähmen die Betreiber von Verbrennungsanlagen die Stoffe wegen der Belastung der Filter nur ungern und in kleinen Mengen an. „Wie entsorgt man ein Windrad?“ wollten daher FDP-Abgeordnete im niedersachsischen Landtag wissen. Die mündliche Anfrage beantwortete der Niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel.

Ein Riesenproblem?

Für glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) wie Rotorblätter von Windkraftanlagen, GFK-Produktionsrückstände aus der Automobil-, Freizeit- und Elektroindustrie sowie Boote und Flugzeuge – so Stefan Wenzel – bietet die Firma Neocomp GmbH die Aufbereitung zu Ersatzbrennstoffen (EBS) an, die als Substitut in der Zementindustrie eingesetzt werden und sowohl Energie als auch Primärrohstoffe (SiO2) ersetzen. Die Anlage dieser Firma in Bremen kann jährlich 30.000 Mg GFK-Abfälle verarbeiten. Am 12. Mai 2017 wurde die Firma für dieses Aufbereitungsverfahren mit dem Greentec Award 2017 in der Kategorie „Recycling & Ressourcen“ ausgezeichnet.

Vor diesem Hintergrund war es überraschend, dass wenige Tage später – die Firma Remondis hatte Zahlen von 9.000 Mg im Jahr 2017 und 16.000 Mg im Jahr 2021 für Recyclingmaterial aus der Entsorgung von Rotorblättern genannt – in der Frankfurer Rundschau davon gesprochen wurde, dass „wir auf ein Riesenproblem zulaufen“.

1. Wie hoch ist durchschnittlich der nicht zu recycelnde Anteil eines Windrads?

Die in der Vorbemerkung genannten Bestandteile von Windenergieanlagen können nahezu vollständig verwertet werden. Dieses gilt auch für die Rotorblätter von Windenergieanlagen aus GFK, wenn diese nach einer entsprechenden Aufbereitung zur Substitution von Energie- und Rohstoffträgern für die Herstellung von Zement eingesetzt werden.

2. Gibt es aktuell und für die nahe Zukunft genug Verbrennungsanlagen für die nicht zu trennenden Teile, und, wenn nein, wie soll dieses Problem gelöst werden?

Die aus GFK-Rotorblättern hergestellten Ersatzbrennstoffe können zurzeit vollständig verwertet werden. Es ist davon auszugehen, dass der Markt bei einem Anstieg der Mengen reagiert und ggf. weitere Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Noch nicht gelöst ist die Entsorgung der neuen Generation von Rotorblättern von Windenergieanlagen aus kohlefaserverstärkten Kunststoffen (CFK). Hierzu hat die Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die u. a. geeignete Entsorgungsmöglichkeiten für diese Abfälle identifizieren soll. Die Arbeit dieser Arbeitsgruppe ist noch nicht abgeschlossen.

3. Was kostet die Entsorgung eines Windrads, und wer muss diese bezahlen?

Betreiber von Windenergieanlagen sind baurechtlich verpflichtet, die Anlagen nach dauerhafter Aufgabe der zulässigen Nutzung zurückzubauen und die damit verbundenen Kosten zu tragen. Die Entscheidung, ob Anlagen oder Anlagenkomponenten verkauft und somit weitergenutzt werden oder einer Entsorgung zugeführt werden, ist eine betriebswirtschaftliche Entscheidung des Betreibers. Bislang werden gerade qualitativ hochwertige Anlagen vielfach auf dem internationalen Zweitmarkt veräußert. Ist dies nicht möglich, werden zumindest werthaltige Bauteile verkauft und die übrigen Anlagenbestandteile materialspezifisch der Verwertung zugeführt.

Ein Großteil der Materialien – wie Kupfer aus den Kabeln, Stahl aus den Türmen sowie Beton aus den Fundamenten und teilweise aus den unteren Turmsegmenten – kann recycelt werden. Von den Hauptbestandteilen verbleiben in der Regel lediglich die Rotorblätter zur Entsorgung. Die Rotorblätter, die zurzeit überwiegend aus GFK bestehen, können in geeigneten Anlagen entsorgt werden. Die Kosten für die Entsorgung der Rotorblätter liegen nach hier vorliegenden Angaben in einer Bandbreite von 200 bis 500 €/Mg.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz

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