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Bündnis 90/Die Grünen: „Deutschland ist nicht Recyclingweltmeister“

Nach Angaben der Bundesregierung lag die stoffliche Recyclingquote von bei Verbrauchern anfallenden Kunststoffabfällen im Jahr 2015 bei 38 Prozent. So gut wie der gesamte Rest wird verbrannt. Diese offizielle Recyclingquote ist nach Ansicht von Bündnis 90/Die Grünen „allerdings schöngerechnet und mindestens irreführend“. Denn sie erfasst „nur den Input ins Recyclingsystem, da die Quote direkt nach der Abfallsortierung erhoben wird“.

Unkontrollierte Müllexporte nach dem Sortieren und weitere Verluste beim Recyclingprozess würden bei der offiziellen Quote nicht rausgerechnet. Bereinigt betrage die gesicherte Recyclingquote von Kunststoffen in Deutschland lediglich 17,3 Prozent. Das gehe aus einer Studie von Conversio hervor, die unter anderem der Verband Plastics Europe in Auftrag gegeben hat. Aus der Studie werde deutlich, dass die Zahlen von 2015 mit den Zahlen von 2017 vergleichbar sind.

Berechnung der Recyclingquote irreführend

Von den 5,2 Millionen Tonnen von Verbrauchern vorsortierten Kunststoffabfällen wurden den Angaben nach 2017 netto 710.000 Tonnen exportiert, das entspricht einem Anteil von 13,65 Prozent. Diese exportierten Kunststoffabfälle gingen als recycelt in die Statistik ein. Allerdings bestehe für die meisten Kunststoffabfälle keine Nachverfolgung, ob sie wirklich recycelt, nur verbrannt oder sogar deponiert würden. Dies geht aus der Antwort aus einer Schriftlichen Frage und einer schriftlichen Nachfrage dazu hervor, so die Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Illegale Verbrennung deutscher Abfälle im Ausland

Wieviel Plastikmüll aus Deutschland im Ausland tatsächlich recycelt wird, sei nicht bekannt. Berichte wie die des Bayrischen Rundfunks über illegale Verbrennung von deutschen Abfällen in Polen legten nahe, dass nicht alle Exporte auch tatsächlich recycelt werden. Darüber hinaus seien 2017 weitere 350.000 Tonnen an Kunststoffabfällen noch einmal im Recyclingprozess aussortiert worden und anschließend als Ersatzbrennstoffe verbrannt. Von den 5,2 Millionen Tonnen Endverbraucher-Kunststoffabfällen gingen 2017 in Deutschland nur 810.000 Tonnen als recycelter Kunststoff in die Kunststoffverarbeitung. Das entspreche einem Anteil von nur 5,6 Prozent.

Kunststoffindustrie muss klimaneutral werden

Nach einer ebenfalls von der Firma Conversio erstellen Studie lag Deutschland damit sogar unter dem EU-Durchschnitt. Hier seien 2016 rund sieben Prozent Rezyklat aus Plastikabfällen in der Produktion neuer Plastikware eingesetzt worden – viel zu wenig, wie Bündnis 90/Die Grünen befindet. Auch die Kunststoffindustrie müsse bis spätestens 2050 klimaneutral wirtschaften. Anstatt immer neues Rohöl als Basis für die Plastikproduktion zu nutzen, müsse viel stärker auf Rezyklat als Einsatzstoff gesetzt werden.

Echte Kreislaufwirtschaft dringend notwendig

Von einer echten Kreislaufwirtschaft seien wir in Deutschland noch Meilen weit entfernt. Die Bundesregierung müsse jetzt die Grundlage für mehr und besseres Kunststoffrecycling schaffen. Die Menschen erwarteten zu Recht, dass sauber getrennter Plastikabfall nicht einfach verbrannt oder an unbekannte Ziele ins Ausland exportiert wird, sondern in die Herstellung neuer Produkte geht. Die Grünen fordern von der Bundesregierung ein gesetzlich verankertes Ziel, dass bis 2030 neue Kunststoffprodukte zu mindestens 50 Prozent aus recycelten Kunststoffen bestehen müssen: „So erreichen wir Investitionen in eine echte Kreislaufwirtschaft und ein zukunftsweisendes Produktdesign. Dafür brauchen wir auch endlich ehrliche Recyclingquoten. Statt sich mit Schummelquoten die Recyclingstatistiken weiter schön zu rechnen, muss die Bundesregierung Quoten Output-orientiert erheben.“

Quelle: Bündnis 90/Die Grünen

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