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Österreich: Sammelmasse Elektroaltgeräte knackt 100.000-Tonnen-Grenze

Österreichs Bevölkerung sammelte 2017 erstmals zweistellige Kilomenge Elektroaltgeräte pro Einwohner. Die Sammlung von Gerätealtbatterien bleibt stabil. Strengere WEEE-Vorgaben können weiterhin erfüllt werden.

Mit einer Gesamtsammelmasse von über 116.400 Tonnen Elektroaltgeräte (EAG) aus Haushalt und Gewerbe wurde erstmals die 100.000-Tonnen-Grenze deutlich überschritten. Das entspricht einer Menge von rund 13 Kilogramm pro Einwohner. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 26. September 2018, präsentierte die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) gemeinsam mit Vertretern des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) sowie der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände die aktuellen Zahlen, Daten, Fakten rund um die Sammlung von ausgedienten Elektrogeräten und Altbatterien in Österreich.

„Die EAG- und Altbatteriensammlung in Österreich zeigt auch heuer wieder ein erfreuliches Bild“, sagte DI Josef Plank, Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, in seinem Begrüßungsstatement. Im Vergleich zu 2016 gab es 2017 bei den Sammelmassen der Elektroaltgeräte erneut Zuwächse. Bei den Altbatterien ist die Sammelmasse stabil geblieben.

Neue EU-Ziele 2017 deutlich erfüllt

„Um die Betrachtung der EAG-Sammlung im gesamten EU-Raum vergleichbarer zu machen, wurde im Berechnungsjahr 2016 erstmals eine neue Sammelquote angewendet“, berichtete Plank. Es wird dafür die Sammelquote als Prozentzahl der Sammelmasse gegenüber der in den letzten drei Vorjahren in Verkehr gesetzten Neugeräte angegeben. Seit 2016 muss nach dieser Berechnung eine Sammelquote bei EAG von 45 Prozent erreicht werden. Tatsächlich konnten wir 2017 bereits über 60 Prozent erzielen“, berichtete Plank. Nach der alten Berechnung sind das erstmals rund 13 Kilogramm pro Einwohner.

Von links: DI Josef Plank, Mag. Elisabeth Giehser, KR Ing. Wolfgang Krejcik und Bgm. LAbg. Anton Kasser (Foto: EAK/APA-Fotoservice/Martin Hörmandinger)

Ab 2019 ist eine Mindestsammelquote von 65 Prozent im EAG-Bereich zu erreichen. Das stellt laut Plank für alle EU-Mitgliedstaaten eine enorme Herausforderung dar, auch für Österreich: „Zum Nachweis der Quotenerreichung können daher auch andere Sammelströme herangezogen werden, in denen Elektroaltgeräte mitgesammelt werden, die wir bisher gar nicht in unsere Berechnungen einbezogen haben. Damit erreichen wir eine gesamtheitlichere Darstellung der Sammlung der EAG über alle bekannten Wege. Dies betrifft zum Beispiel die Altmetallsammlung, aber auch die bisher nicht einbezogenen ReUse-Wege“.

So konnte im Rahmen einer vom Umweltbundesamt durchgeführten Studie für das Jahr 2017 eine zusätzliche Sammelmasse von 27.000 Tonnen Elektroaltgeräte (entspricht rund drei Kilogramm pro Einwohner) nachgewiesen werden, die über den Haushaltsschrott (Alteisensammlung) der Kommunen entsorgt wurden. „Diese Änderung ist nun bei der Quotenberechnung für das Jahr 2017 eingeflossen und macht sich durch eine spürbare Steigerung der Pro-Kopf Sammelmasse bemerkbar“, ergänzte Mag. Elisabeth Giehser, Geschäftsführerin der EAK. „Die ersten Ergebnisse stimmen uns jedenfalls optimistisch, die höhere Sammelquote ab 2019 auch erreichen zu können.“

Österreich nach wie vor im EU-Spitzenfeld

„Mit der EAG-Sammelquote von 62,5 Prozent, die wir 2017 erzielt haben, liegt Österreich weiterhin im europäischen Spitzenfeld, während wir uns mit den Kosten für Sammlung und Behandlung im unteren Drittel befinden.“ Das ist für KR Ing. Wolfgang Krejcik, EAK-Aufsichtsratspräsident und Obmann des Bundesgremiums Elektro- und Einrichtungsfachhandels in der WKO, zwar äußerst erfreulich, „doch nach wie vor verschwinden jährlich 15.000 Tonnen Elektroaltgeräte durch illegale Exporte ins Ausland. Österreich gehen damit jede Menge wertvolle Rohstoffe verloren.“

Einheitliche Kontrollszenarien für den Versandhandel nötig

Krejcik sprach sich zudem für verstärkte, einheitliche Kontrollen für die Meldepflicht des Versandhandels aus: „Zwar müssen bereits alle Fernabsatzhändler, die Elektroaltgeräte nach Österreich liefern, einen Bevollmächtigten nennen, der jedes verkaufte Gerät melden muss. Jedoch fehlt es an europaweit gültigen, einheitlichen Prüfszenarien, sodass es keine Kontrolle gibt, ob wirklich jedes verkaufte Gerät auch korrekt registriert wird.“

Leichtes Minus bei der Sammlung von Batterien

Bei der Sammelmenge von Gerätealtbatterien wurde 2017 ein leichtes Minus verzeichnet. „Ein Rückgang, der vorrangig auf die immer länger werdende Nutzungsdauer der neuen Batterietechnologie zurückzuführen ist – was ja durchaus positiv zu bewerten ist“, erklärte Giehser. Die erforderte Gerätebatterien-Sammelquote von 45 Prozent konnte aber erneut erreicht werden. „Dadurch, dass immer mehr Geräte unseres Alltags mit Lithium-Akkus ausgestattet werden, nimmt auch deren Anteil im Abfallstrom stetig zu. Unter widrigen Lagerbedingungen und bei Beschädigung können Lithium-Akkus Brände verursachen (Hitze, Kurzschluss etc.), was leider schon mehrfach passiert ist“.

Mit der neuen Abfallbehandlungspflichten-Verordnung wurde die Lagerung an den Sammelstellen und für den Weitertransport zur Verwertung der gesammelten Altbatterien auf Lithiumbasis in speziell gesicherten Sammelbehältern vorgeschrieben. Das betrifft hauptsächlich größere und beschädigte Energiezellen. Die Konsumenten werden weiterhin ihre kleinen und vor allem unbeschädigten Gerätealtbatterien, wie gewohnt, bei den Sammelboxen im Handel zurückgeben können und von den aufwendigeren logistischen Maßnahmen, die der allgemeinen Sicherheit dienen, nicht direkt betroffen sein.

Sammelergebnisse zeigen ausgeprägtes Land-Stadt-Gefälle

„85 Prozent der gesammelten Elektroaltgeräte und Altbatterien wurden über die kommunalen Altstoffsammelzentren, Recyclinghöfen oder Mistplätzen der Verbände, Städte und Gemeinden gesammelt. Die restlichen 15 Prozent kommen vom Handel oder den direkten  Abgabestellen von Herstellern“, berichtete LAbg. Anton Kasser, Präsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände. „Anhand der Bundesländersammelmengen lässt sich ein eindeutiges Land-Stadt-Gefälle feststellen. Zudem sind in den westlichen Bundesländern höhere Sammelmengen als im Osten des Landes erkennbar.“

„Generell können wir mit den 2017 erzielten Sammelergebnissen zufrieden sein“, resümierten die Referenten. „Seit zwölf Jahren gelingt es in Österreich, die Sammlung von Elektroaltgeräten und Altbatterien erfolgreich und kosteneffizient durchzuführen. Ohne Engagement aller Beteiligten, allen voran der Abfallverbände, der Städte und Gemeinden mit ihren über 2100 Sammelstellen und 350 Abfallberatern wäre eine kontinuierliche Steigerung der Sammelmengen von Elektroaltgeräten und Altbatterien nicht möglich“, betonte Kasser.

Aktuelle Schwerpunktthemen und Ausblick 2018

„Wir werden weiterhin alles daransetzen, um in Österreich das hohe Sammelniveau sowohl im EAG- als auch im Altbatterien-Bereich zu halten – kompetent und kosteneffizient“, postulierte die EAK-Geschäftsführerin. „Jedoch müssen wir es gemeinsam schaffen, vor allem im großstädtischen Bereich nachhaltig darüber zu informieren, warum eine gezielte Sammlung und fachgerechte Entsorgung von EAG und Altbatterien so enorm wichtig ist. Denn den wenigsten ist bewusst, dass jedes einzelne Elektrogerät wertvolle Ressourcen enthält, die von der heimischen Wirtschaft weiterverwendet werden können und jede achtlos in den Restmüll geworfene Altbatterie eine relevante Belastung unserer Umwelt darstellt.“

Dass eine gezielte und offensive Öffentlichkeits- und Bewusstseinsarbeit auch eine Verhaltensänderung bewirken kann, veranschaulichte Giehser anhand erster Trendzahlen des laufenden Geschäftsjahres 2018: „Im Vergleichszeitraum zum Vorjahr ist bereits jetzt ein leichter Anstieg über drei Prozent bei der Sammlung von EAG erkennbar. Auch bei der Sammlung von Altbatterien zeigt sich mit einem deutlichen Plus ein erfreulicher Trend nach oben.“

Abschließend richteten die Referenten einen Appell an die anwesenden Medienvertreter: „Alte Elektrogeräte und Altbatterien haben im Restmüll, aber auch in Händen illegaler Sammler nichts verloren. Helfen Sie uns dabei, Nachteile für Mensch, Umwelt und Wirtschaft zu verhindern und verbreiten auch Sie die Inhalte unserer Informationsmaterialien, die Tipps und Handlungsempfehlungen unserer Plakate und Folder, die auf http://www.elektro-ade.at zum Download zu Verfügung stehen.“

Quelle: Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria GmbH/bettertogether GmbH

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