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Positionen des VOEB für die Zukunft des Kunststoffrecyclings

Zur Erreichung der geforderten Recyclingquoten im EU-Kreislaufwirtschaftspaket bedarf es einiger struktureller Änderungen und entsprechende Rahmenbedingungen. Verbraucher und sämtliche Akteure in der Wertschöpfungskette müssen miteinbezogen werden. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) stellt dazu vier zentrale Forderungen.

Im Rahmen des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes werden neue Sammel- und Verwertungsziele zur Förderung einer kreislauforientierten Wirtschaftsweise definiert. Die im Jänner 2018 präsentierte Kunststoffstrategie der Europäischen Union beinhaltet Vorschläge für Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) begrüßt diese Initiative und betont, dass die österreichischen Recyclingbetriebe auch über das Know-how und die Technik verfügen, um Sekundärrohstoffe in einer Qualität zu erzeugen, die in vielen industriellen Anwendungen den Ersatz von Neuware ermöglicht.

Gleichzeitig stellt die EU-Kunststoffstrategie die Recyclingbetriebe aber auch vor neue Herausforderungen. Zur Erreichung der geforderten Recyclingquoten bedarf es einiger struktureller Änderungen. Dabei muss die gesamte Kette der beteiligten Akteure – von den Herstellern bis zu den Verbrauchern und Recyclingbetrieben – miteinbezogen und eine verstärkte Zusammenarbeit gefördert werden. Es müssen entsprechende Rahmenbedingungen für die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftspaketes geschaffen werden. Für die Zukunft des Kunststoffrecyclings stellt der VOEB daher vier zentrale Forderungen.

Recyclinggerechtes Design – Ecodesign

Derzeit berücksichtigen Hersteller bei der Gestaltung ihrer Produkte nicht die Erfordernisse in Bezug auf die Aufbereitung und das Recycling. Das Design von Produkten sowie die Auswahl und Kombination der dabei verwendeten Materialien haben aber einen wesentlichen Einfluss auf die Abläufe und den Erfolg der Verwertung. Die Rezyklierbarkeit von Kunststoffen und damit die Erhaltung der Materialien in der Kreislaufwirtschaft sollten die erste Priorität im Produktdesign darstellen.

Kriterium für die Inverkehrsetzung eines Produktes muss folglich die optimale Rezyklierbarkeit zum Ende der Nutzungsdauer sein. Es bedarf daher einer verstärkten Kooperation der Hersteller mit den Unternehmen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft, um Produkte hinsichtlich ihrer Recyclingfähigkeit zu optimieren. Neben der Erfüllung der wichtigen Funktionen (beispielsweise der Schutz des Füllguts durch Verpackungen oder die Dämmwirkung von Isoliermaterialien) müssen die Möglichkeiten und Grenzen der Verfahren für die Aufbereitung und Verwertung bereits bei der Konzeption und Entwicklung der Produkte mitberücksichtigt werden.

Steigerung der Inputqualität

Entscheidend für den Erfolg des Recyclings ist vor allem die Qualität des Eingangsmaterials. Die getrennt gesammelten Abfälle müssen für Aufbereitungsverfahren nach dem Stand der Technik geeignet sein, um qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe herstellen zu können und damit die Sicherheit der hergestellten Vorkonzentrate und Rezyklate garantiert werden kann. Aus diesem Grund muss sowohl die Erfassung vor Ort als auch die Sortierung der gesammelten Abfälle so durchgeführt werden, dass die Qualität des Sammelgemisches durch sie nicht beeinträchtigt wird und möglichst sortenreine Fraktionen gewonnen werden können.

Im Bereich der Kunststoffverpackungen gibt es derzeit – unabhängig von Eigenschaften und Verwertbarkeit der Materialien – nur einen Tarif für alle Kunststoffe, der dem Aufwand bei der Verwertung von komplexen Werkstoffen (beispielsweise Multilayer Verpackungen) nicht gerecht wird. Die Lizenzgebühren der Sammel- und Verwertungssysteme sollten derart gestaltet sein, dass sie die Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen widerspiegeln.

Erhöhter Einsatz von Rezyklaten im Produktionsprozess

Für die Zielerreichung des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes muss ein Markt für bestens aufbereitete Sekundärware mit höchstem Qualitätsanspruch geschaffen und gestützt werden. Es sind Maßnahmen zur Stärkung der Nachfrage auf den Sekundärrohstoffmärkten zu ergreifen. Einerseits muss die Akzeptanz der Recyclingrohstoffe und das Bewusstsein der enormen ökologischen Vorteile bei den Herstellern gesteigert werden. Andererseits sollen auch die Hersteller mehr in die Verantwortung genommen werden und zu einem erhöhten Einsatz von Rezyklaten in den Produkten verpflichtet werden. Denkbar wäre diesbezüglich auch die Einführung von Mindesteinsatzquoten von Sekundärrohstoffen in der Produktion.

Ein weiterer wichtiger Hebel für den Einsatz von Rezyklaten in der Produktion ist die rechtliche Handhabung des Abfallbegriffs sowie des Abfallendes. Nicht harmonisierte Regelungen, sowohl auf nationaler Ebene als auch zwischen EU-weit gültigen Regeln, schaffen weitere Unsicherheit. Die Inverkehrsetzung eines Stoffes/Gemisches bedingt chemikalienrechtlich nur eine Kennzeichnungspflicht (CLP und SiDbl REACH). Abfallrechtlich hat die Einstufung eines Abfalles, neben der Klassifikation der enthaltenen Stoffe gemäß CLP, weitreichendere Auswirkungen wie beispielsweise im Anlagen- und Berufsrecht. Es braucht hier Lösungen für die Schnittstellen zwischen Chemikalien-, Produkt- und Abfallrecht.

Informationskampagnen für die Öffentlichkeit

Für den Erfolg des Kunststoffrecyclings ist es notwendig, allen beteiligten Akteuren die Botschaft zu vermitteln, dass Kunststoffe Wertstoffe sind, die nach einer erfolgreichen Verwertung wieder als hochwertiger Sekundärrohstoffe eingesetzt werden können. Neben der Industrie und der Abfall- und Ressourcenwirtschaft sind die privaten Haushalte ein wichtiger Hebel für die Erreichung der Recyclingziele des EU-Kreislaufwirtschaftspaketes. Über öffentlichkeitswirksame Informationskampagnen kann das Bewusstsein und somit auch die Trennschärfe bei der getrennten Sammlung durch die Verbraucher gesteigert werden. Dies erleichtert die weitere Aufbereitung und Verwertung der Kunststoffe.

Ausblick

Die Unternehmen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft treiben die Weiterentwicklung des Kunststoffrecyclings durch Forschung und Entwicklung, Innovation sowie Investition in High-Tech-Anlagen aktiv voran. Dazu werden neben der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette auch die entsprechenden nationalen und internationalen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen benötigt. Der VOEB bekennt sich zu den Grundsätzen des Kreislaufwirtschaftspaketes und unterstützt die Anhebung der Recyclingquoten, weist aber auf die Notwendigkeit eines Schulterschlusses entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen für die Erfüllung der definierten Zielsetzungen hin.

Quelle: VOEB

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