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bvse warnt eindringlich vor Übernahme des Dualen Systems durch Remondis

Bonn — Die Bestrebungen von Remondis, die Duales System Holding GmbH + Co. KG zu erwerben, halten unvermindert an. So soll es – nach Kenntnisstand des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung – Mitte Dezember 2017 ein Gespräch zwischen dem Entsorgungskonzern und Vertretern des Bundeskartellamtes in Bonn gegeben haben. Falls Remondis die Möglichkeit erhält, das Duale System zu erwerben, erwartet bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock erhebliche Verwerfungen in der Recycling- und Entsorgungsbranche.

Immerhin ist Remondis mit einem Jahresumsatz von ca. 6,4 Milliarden Euro der mit großem Abstand führende Entsorgungskonzern in Deutschland. Andererseits ist die DSD GmbH mit ihrem Marktanteil von rund 40 Prozent an der Verpackungsentsorgung aus privaten Haushalten das mit Abstand größte duale System. Rehbock: „Wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass Remondis Rückschlüsse bezüglich der Kalkulationen mittelständischen Entsorgungsunternehmen ziehen kann.“

Existenzvernichtungsprogramm befürchtet

In der Tat: Wenn Remondis das Duale System Deutschland übernimmt, müssten die an Entsorgungsaufträgen interessierten Remondis-Konkurrenten sich an den Sammel-Ausschreibungen der Remondis-Tochter DSD GmbH beteiligen. Dies lässt durchaus Steuerungsmöglichkeiten zu. Sortierung und Verwertung müssen erst gar nicht ausgeschrieben werden, so dass hier eine konzerninterne Vergabe erfolgen könnte. Das könnte Remondis auch außerhalb des Bereichs der Verpackungsentsorgung einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Rehbock befürchtet von daher ein Existenzvernichtungsprogramm für kleinere und mittelständische Unternehmen der Branche, sollten diese Pläne tatsächlich realisiert werden.

Die Politik könne seiner Meinung nach kein Interesse daran haben, dem Konzern auf Kosten des Mittelstandes einen derartigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Auch das Modell der dualen Systeme, die für die Verpackungsentsorgung bisher Verantwortung tragen, sieht der bvse-Hauptgeschäftsführer gefährdet. „Faktisch läuft das zukünftig darauf hinaus, dass Handel und Inverkehrbringer eine Handvoll Entsorgungskonzerne beauftragen. Die Gefahr, dass diese sich die Bälle gegenseitig zuspielen, ist enorm. Am Ende würde dies nicht nur dazu führen, dass der Mittelstand der Branche in einem bedrohlichen Maße geschwächt werde, sondern auch, dass der Verbraucher letzten Endes die Zeche bezahlen muss“, ist sich Rehbock sicher.

Schon jetzt mehrfach marktbeherrschend

Der bvse erwartet nichts weniger als eine neue Runde in dem knallharten Verdrängungswettbewerb von Remondis gegenüber mittelständischen Unternehmen. Schon heute sei zu erkennen, dass Remondis weniger in den Kategorien von Wettbewerb in der Kreislaufwirtschaft denkt, sondern an die Schaffung eigener, abgeschotteter Kreisläufe und Stoffströme, warnt der bvse als Recyclingverband, der rund 900 Mitgliedsunternehmen in Deutschland vertritt. Remondis müsse als marktbeherrschend in einer ganzen Reihe von zentralen Märkten betrachtet werden. Beispielhaft seien folgende Märkte zu benennen:

  • Marktbeherrschung Sonderabfall
  • Marktbeherrschung E-Schrott
  • Marktbeherrschung Altglas
  • Marktbeherrschung Altpapier

Bei Erwerb der DSD wäre die Marktbeherrschung von Remondis im Bereich des Kunststoffrecyclings nur noch eine Frage der Zeit.

Für einen soliden wettbewerblichen Rahmen sorgen

Flächendeckende Rückführungssysteme tragen von sich aus im Kern das Konzept dualer Systeme und damit eine zwingende Tendenz zur Oligopol- oder gar zur Monopolbildung. Dem muss nach Ansicht des bvse durch dezentrale Vergabestrukturen entgegengewirkt werden, soll eine regional verankerte und mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur erhalten bleiben.

Der bvse fordert daher „nach wie vor und vehementer denn je“, dass die Ausschreibungen für Sammlung und Sortierung von Verpackungsabfällen aus privaten Haushalten nicht mehr von den dualen Systemen, sondern von neutraler Seite, etwa von der neugegründeten Zentralen Stelle, vorgenommen werden. Eine entsprechende Änderung des Verpackungsgesetzes könnte nach Ansicht des bvse-Hauptgeschäftsführers relativ unkompliziert und zeitnah in Angriff genommen werden. Er verweist hier beispielgebend auf die Bundesnetzagentur, die in den Märkten Telekommunikation und Post, Energie und Eisenbahnen durch regulatorische Entscheidungskompetenz und die Durchführung von Vergabeverfahren für einen soliden wettbewerblichen Rahmen sorgt.

Quelle: bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.

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