Anzeige

DUH-Studie: Nachhaltigkeit bei Smartphones und Co. ist die Ausnahme

Berlin — Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit wurden in der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche (IKT) bislang kaum umgesetzt. Das ergab eine einjährigen Studie bei 25 Geräteherstellern, Telefonie- und Internetanbietern. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) untersuchte dabei Produktdesign, Vertragsangebot, Geräteunterstützung, Entsorgungslösungen sowie Marketingstrategien am Beispiel von Smartphones, Festnetztelefonen und Routern.

1,7 Millionen Tonnen neue Elektrogeräte und mehr als 24 Millionen Smartphones werden pro Jahr in Deutschland verkauft. Mit einem Anteil von jährlich 250.000 Tonnen ist die IKT mitverantwortlich für immer kürzere Nutzungszyklen, größere Schrottberge und steigende Ressourcenverbräuche. Nur wenige Positivbeispiele zeigen, dass nachhaltige Geschäftsmodelle bereits jetzt möglich sind.

Politische Rahmenbedingungen verbessern

Angesichts der Studien-Ergebnisse fordert Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Um immer kürzer werdende Produktzyklen zu stoppen, muss die Bundesregierung die Rahmenbedingungen verändern. Dienstleistungen zum Erhalt von IKT-Geräten müssen im Vergleich zum Ressourcenverbrauch durch neue Produkte steuerlich begünstigt werden. Auch besonders umweltfreundliche Geräte, wie zum Beispiel gebrauchte Smartphones, sollten durch finanzielle Anreize für Verbraucher interessanter gemacht werden.“ Ebenso sollten umweltfreundliche Dienstleistungen und Produkte finanziell gefördert, Standards zum Ökodesign festgelegt sowie verbindliche Zielquoten für die Sammlung, Wiederverwendung und den Rezyklateinsatz eingeführt wedren.

Erhebliches Verbesserungspotenzial sieht die DUH im Bereich Reparatur. „Hersteller von Smartphones und anderen IKT-Geräten müssen viel stärker als bisher in die Pflicht genommen werden, Originalersatzteile zu verhältnismäßigen Kosten anzubieten. Kostenlose Reparaturanleitungen und Software-Updates müssen für die erwartete Lebensdauer der IKT-Geräte zur Verfügung gestellt werden“, fügt Metz hinzu. Unternehmen wie Asus, Fairphone, Shift oder Zyxel zeigen, wie es gehen kann. Sie machen originale Ersatzteile für unabhängige Reparaturbetriebe und Endnutzer verfügbar und ermöglichen somit überhaupt erst eine Reparatur. Andere Unternehmen erschweren hingegen diesen Prozess, indem sie Ersatzteile lediglich zu hohen Kosten und langen Lieferzeiten bereitstellen oder erst gar keine anbieten.

Bei Ökodesign und Leasing nachbessern

Auch beim Ökodesign muss aus Sicht der DUH nachgebessert werden und die Politik neue Impulse setzen. „Die Bundesregierung muss dringend verbindliche Standards zum Ökodesign festlegen, damit Produkteigenschaften wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und der Einsatz von Recyclingmaterialien im Markt zur Regel werden“, sagt der Stellvertretende DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer. Wie ein verbraucherfreundliches Ökodesign umgesetzt werden kann, zeigt das Fairphone 2, das besonders modular und reparierbar aufgebaut ist. Apple und Samsung verwenden für erste Geräte bereits Recyclingkunststoff. Die iPhone-Modelle 7 und 7plus zeigen, dass sich ein Schutz gegen Feuchteschäden mit einer akzeptablen Reparierbarkeit verbinden lässt.

Kritik der DUH gibt es auch im Bereich des Leasings. „Leasingmodelle, die im Sinne von Nutzen statt Besitzen die Dienstleistung und nicht das Gerät in den Vordergrund stellen, sind in der IKT-Branche die Ausnahme“, kritisiert Sommer. Dabei geht es auch anders. Die Unternehmen 1&1 (United Internet), O2 (Telefónica), Telekom, Unitymedia und Vodafone bieten das Leasing von Routern an. Allein bei der Telekom nutzten im Jahr 2016 8,7 Millionen Kunden den Mietservice für Router und Mediareceiver. Nach eigenen Angaben entwickelt Fairphone derzeit das Angebot eines Leasingmodells für Smartphones. Leasingmodelle können dazu beitragen, hohe Sammelquoten zu erreichen und besonders langlebige Geräte zu fördern.

Gebrauchte Geräte kaufen und lange nutzen

Damit ausgediente Geräte für eine erneute Nutzung aufbereitet oder recycelt werden können, ist es notwendig, dass sie getrennt gesammelt werden. Viele der untersuchten Unternehmen nehmen zwar eigene Geräte zurück, setzen sich aber nicht aktiv für die Sammlung ausgedienter IKT-Geräte ein. Deshalb schlummern in den Schubladen deutscher Verbraucher noch rund 120 Millionen Handys. Hier setzen die Handysammlungen von Telefónica, Telekom und Vodafone an, die zurückgenommene Geräte zum Teil reparieren und wiederverwenden. Wegweisend ist der Ansatz des Smartphone-Herstellers Shift, der als einziges IKT-Unternehmen ein Pfand in Höhe von 22 Euro erhebt.

Für den Schutz von Umwelt und Ressourcen empfiehlt die DUH Verbrauchern gebrauchte Geräte zu kaufen, sie möglichst lange zu nutzen und Schäden, zum Beispiel durch Schutzhüllen oder Displayfolien, vorzubeugen. Defekte Geräte sollten nach Möglichkeit repariert und andernfalls bei Händlern oder Wertstoffhöfen abgegeben werden. Umweltzeichen wie der „Blaue Engel“ und Produktbewertungen von Prüforganisationen wie Stiftung Warentest oder Öko-Test helfen besonders umweltfreundliche Geräte zu erkennen.

Die Studie steht unter duh.de zum Download bereit.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe (DUH) e.V.

KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Schlagzeilen

Anzeige

Fachmagazin EU-Recycling

Translation